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Bye Bye Armenien

06 Nov
Herbst in Goris

da wird es ganz deutlich Herbst (in Goris)

Da waren es nochmal knapp 200km durch den Suedzipfel Armeniens, das letzte Stueck Christenheit zwischen Aserbaidschan westlich, Aserbaidschan im Osten und Iran im Sueden.  Dabei war auch der bis dato hoechste Pass und es wurde deutlich Winter.  Temperaturen nachts um die Null Grad, manchmal etwas mehr, manchmal etwas weniger.

Erdrutsch

Ups, ein Erdrutsch

einsame Bergstrasse

grossartig, eine Strasse nur fuer mich

Dabei hatte ich mir dieses eine Kloster irgendwie in den Kopf gesetzt.  Vor 2 Wochen war da mit viel Tralala eine neue Seilbahn eingeweiht worden, die den Weg dahin durch ein tiefes Bergtal abkuerzte, mit Praesidenten zur Eroeffnung usw.  Vielleicht hat man sogar in Deutschland davon gehoert, hier jedenfalls war das ne grosse Aktion.

Nun gibt es eine sehr bequeme asfaltierte Strasse da hin, aber dazu haette ich wieder 10km zurueck fahren muessen und 400 Hoehenmeter hoch, und es gab noch eine andere, „kleinere Strasse“ dahin.  Sicht geht vor Deckung, also den Versuch gemacht.  Und die Strasse gefunden, nur das diese nach kurzer Zeit von einem Erdrutsch komplett zugedeckt war.  Ich hab mich ordentlich geschunden das schwere Bike ueber dieses Geroell zu hieven, auf diese Art und Weise entwickelt man grandiose Geschwindigkeiten von 300m pro Stunde.  Aber am Ende hatte ich es geschafft!  Und die Strasse eine ganze Weile fuer mich alleine, weil da kommt bestimmt kein Auto lang.  Ging zwar steil hoch, aber es war das Paradies fuer einen Nachmittag.

Dafuer gabs oben auch noch mal diese Schaefer, die ihre Herde da die Strasse entlang trieben.  Die haben schon gewusst warum die sich so beeilen, weil etwas spaeter wurde es richtig unangenehmes Wetter, erst starker Regen, dann immer kaelter, am Ende Schneeregen bei knapp ueber 0 Grad.

Schaefer bei Togh, Naehe Tatev, Armenien from Michael Lottes on Vimeo.

bei der Familie

nette Einladung, die Lady, die das Foto gemacht hat, hatte aber wohl zum ersten Mal eine Kamera in der Hand, scharf stellen ging noch nicht so

Vorher gabs in einem sehr netten Dorf aber noch ne Einladung zum Wodka, der ich nicht widerstehen konnte.  Auch ansonsten ne Menge Kram zu essen.  Ich bin dann, trotz Einladung zum bleiben, doch noch weiter gefahren, weil so gut war die Verstaendigung mit meinen bischen russisch nun auch wieder nicht.

Schneeregen

Hui, schoen eiskalter nasser Schneeregen

Tatev Kloster im Nebel

Tatev Kloster im Nebel

Am naechsten Tag fuhr die olle Seilbahn natuerlich nicht.  Auch Wurst, fahr ich eben durch das Tal.  Hat mich einen halben Tag gekostet, auf der einen Seite 600 Hoehenmeter runter, auf der anderen Seite wieder hoch.  Und was gabs dann? Ein Kloster im Nebel, bei so Sichtweiten von vielleicht 20 oder 30 Metern.  Prima.

Dafuer traf ich draussen ganz durchgefroren diese netten Leute, der mich da im Arm haelt ein Englaender, die anderen sind Armenier, die mich spontan zu ihrem Picknick bei 3 Grad an ihrem Auto einluden.

Priester und Wodka

der da als Moench verkleidetet Aufpasser beschwert sich uebrigens gerade weil Wodka trinken vor dem Kloster irgendwie seiner Meinung nach nicht so toll ist

Tatev ohne Nebel

das Tatev Kloster ohne Nebel

Hab dann da gleich in der Naehe gepennt und es hat sich auch gelohnt, am naechsten Tag war dann blauer Himmel und damit gabs dann auch den Blick auf das verdammte Kloster.

kleiner Erdrutsch

kleiner Erdrutsch?

Rad im Schlamm

Rad im Schlamm

Zur allgemeinen Freude gabs dann gleich nochmal einen Erdrutsch.  Ich dachte, fein das es gefroren hat, dann ist das Zeug wenigstens schoen fest und ich komm da easy drueber.  Und genau das ist der Grund warum immer wieder Leute im Winter beim Schlittschuh fahren in die Seen einbrechen, jaja.  Weil soooo gut gefroren war es nun leider auch nicht.

Schuh im Schlamm

na das hat sich doch gelohnt

der Meghri Pass

der Meghri Pass

die Passstrasse

die Passstrasse - ein Wort mit 5 "s"!

der letzte Wodka

das war mein letzter Wodka fuer die naechste Zeit

Zum Abschluss gabs noch einen schoenen Pass.  Von ungefaehr 650m hoch auf ca. 2500m und dann alles wieder runter.  Hat anderthalb Tage gedauert und in der Sonne war es nicht so kalt wie es aussieht.  Im Schatten schon.

Jedenfalls, am zweiten Tag, auf etwa 2100m, stehen da diese Typen am Strassenrand und machen, bei wenigen Grad Plus, auf der Motorhaube ein kleines Picknick.  Und fragen mich natuerlich, nach knapp 1000 gefahrenen Hoehenmetern, ob ich mit ihnen Wodka trinken will.  Ja ist denn der Papst katholisch?  Waehrendessen erklaerten die mir voller Begeisterung die Groesse der Baumaschinen in der Mine unterhalb.  Wie sich rausstellte war das mein letzter Wodka in Armenien und damit mein letzter fuer ne ganze Weile.  Jedenfalls klappten die restlichen 400 Hoehenmeter auch noch.  Runterzu hab ich mir dann ordentlich einen abgefroren, steil schnell runter fahren bei solchen Temperaturen ist viel schlimmer als hochfahren, da zieht einem die Kaelte trotz einiger Schichten direkt auf die Haut.

Zusammenfassend kann ich Armenien als Reiseland nur empfehlen.  Mit dem Fahrrad nur denen, die gerne Berge fahren, ich hab in der ganzen Zeit da nur etwa 65 km ebene Strecke gehabt, das war suedlich Yerevans.  Wasser ist nie ein Problem, in jedem Ort gibt es mindestens einen laufenden Wasserhahn.  Die Leute sind meistens freundlich und interessiert, zelten ist nie ein Problem, man findet relativ einfach einen guten Schlafplatz.  Da das Land ziemlich duenn besiedelt ist, hat man immer wieder auch Zeit fuer sich alleine.  Vielleicht einen Monat eher hinfahren, also eher im September als im Oktober.  Im Sommer ist es sehr heiss, so um die 40 Grad, im Winter in den Bergen ordentlich kalt.
Die Strassen sind so naja, aber dafuer gibts auch nicht endlos viel Verkehr, die groesseren Hauptstrassen sind aber einigermassen ok asfaltiert.

Mein Lieblingsdialog in Armenien:  Fragt mich ein Typ: „Otkuda“, sprich „Woher“, also wo ich herkomme.  Ich natuerlich „Germania“, also „Deutschland“.  Und was antwortet dieser Blitzmerker: „Ah, Hitler kaputt“!  Ich hab mich fast weggeworfen, das alles schoen in russischer Aussprache, das haetten sie 1945 nicht besser hingekriegt.

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