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Archive for the ‘Iran’ Category

Begegnungen

25 Nov

Normalerweise nehmen die Konversationen auf der Strasse immer mehr oder weniger den selben Verlauf.  Irgendwer haelt an, das passiert tatsaechlich alle paar Kilometer, dann wird schnell festgestellt, dass man kaum ein Wort des anderen versteht.  Dann wird noch etwa 5 Minuten vollkommen sinnlos, aber sehr freundlich, aneinander vorbei kommuniziert, ich zaehle dann meistens irgendwelche Ortsnamen auf, die werden wenigsten von allen verstanden.
Aus diesem Grund hab ich auch bisher die meisten Einladungen nach Hause abgelehnt, ist doch totaler Quatsch da einen ganzen Abend rumzusitzen und sich nichts zu sagen zu haben.

mit Yashid im Zimmer

Mayid und einer seiner aeltereren Brueder

Umso groesser die Freude wenn da mal wer etwas englisch kann.  Und so kam ich zu einer Uebernachtung bei Mayid.  Er ist 20 Jahre alt, kam da so daher mit Lederjacke und Sonnenbrille, und lebt in einem 2000 Leute Dorf, also irgendeinem zufaelligen Nest an der Strasse.  Sein Zimmer, was er, wie hier ueblich, noch mit etlichen Bruedern teilt, ist in erster Linie, auch total typisch, ein leerer Raum mit einem schoenem weichen Teppich, die einzigen Moebel ein grosser Kuehlschrank und der Fernseher und ein paar Kissen.  Es dauert nicht lange, holt der seinen VCD-Player, fummelt die zwei blanken Kabel irgendwie mithilfe eines anderen Steckers in die Steckdose und den Rest des Abend gabs ne Menge Musik aus seiner umfangreichen Sammlung, auf die er auch ausgesprochen stolz war. Beim folgenden kurzem Film achte man bitte insbesondere auf den Soundtrack.

bei Yashid in der Bude from Michael Lottes on Vimeo.

War eine durchaus schwierige Situation fuer mich. Weil der spielte mir voller Stolz Scooter, Modern Talking und als Kroenung dann auch noch C.C.Catch vor.  Und konnte alle Texte auswendig, so gut, dass er mir immer schon vorher sagen konnte was jetzt kommt, sprich er hat die ganze Mucke nicht nur einmal gehoert bis jetzt.  Alles illegales Zeug, irgendwie irgendwoher besorgt, und der wollte jetzt meine Meinung zu jedem einzelnen der Songs hoeren. Soll ich dem sagen, dass dieser Kram mehr als 20 Jahre alt ist und niemand das mehr hoert? Oder soll ich Begeisterung heucheln fuer eine Musik die eigentlich nur mit der Mute-Funktion auf der Fernbedienung zu ertragen ist? Sein groesster Wunsch ist es, mal Scooter persoenlich zu treffen, ob das gaenge? Ich eierte ein bischen rum, dass der sicher viele Fans hat und es nicht leicht ist, aber auch nicht unmoeglich… Den Rest des Abends gabs dann diverse Dancefloorbrueller der letzten 20 Jahre, aber es war warm, und ich hab ihm geholfen ein paar Texte abzuhoeren.  Das Schoenste sind natuerlich die Videos, weil bei den ganzen Danceteilen die Frauen natuerlich nicht unbedingt der islamischen Kleiderordnung entsprechen.  Auf jeden Fall war das so seine Welt, sein Traum von einer Freiheit, von der der Iran unendlich weit weg erscheint.  Stellt sich nur die Frage ob es gut ist, wenn das Bild Europas oder Amerikas ueber so Musikvideos erzeugt wird.

Englischunterricht

Englisch-Unterricht

im Lehrerzimmer

im Lehrerzimmer

die grossen Jungs

Unterricht fuer die grossen Jungs - Maenner haben an dieser Schule Sonntag, Dienstag und Donnerstag Unterricht, die Frauen Samstag, Montag und Mittwoch

Zwei Tage spaeter spricht mich wieder wer im perfekten Englisch auf der Strasse an, er haette ein Englisch-Institut in der naechsten groesseren Stadt, 40km vor mir, ob ich nicht am Nachmittag dahin kommen wolle.  Klar, und so finde ich mich in einer privaten Schule fuer Englischunterricht wieder, weil das in diesem Ort an der normalen Schule irgendwie nicht gelehrt wird.  Sind insgesamt 400 Schueler, die alle Geld dafuer ausgeben englisch zu lernen.

Und dann werde ich als grosse Attraktion 4 Stunden lang von einem Kurs in den naechsten durchgereicht und beantworte ununterbrochen Fragen der Schueler. Ist immer das Gleiche, wie alt, woher, was arbeite ich, was arbeiten meine Eltern, Lieblingsfarbe, ob ich Fussball mag, wie ich den Iran finde, wohin ich fahre etc.pp.
War super anstrengend, aber ich dachte, wenn ich schon will, dass die hier gut englisch lernen, dann kann ich auch mal meinen Teil dazu beitragen. Ging vor allem um die Motivation fuer die Kids, damit die englisch auch mal praktisch anwenden koennen und nicht so ins Leere hinein lernen.
Nach jeder Stunde musste ich allen Schuelern Autogramme geben, ich hab mich gefuehlt wie ein Popstar (und gemerkt wie nervig dieser Quatsch ist).

Etwas spannender war es dann spaeter mit den aelteren Schuelern. Nicht nur, dass die natuerlich viel fluessiger sprachen, es kamen auch ne Menge interessante Themen auf den Tisch. So verdanke ich meine Beliebtheit hier wohl durchaus auch der Tatsache Deutscher zu sein, ein gewisser Adolf Hitler erfreut sich hier allgemeiner Beliebtheit in breiten Schichten der Bevoelkerung. Ich frage die warum denn nun ausgerechnet Hitler so toll sei. Weil er stark war, und weil die Deutschen und die Iraner Arier seien und weil Hitler zusammmen mit den Iranern gegen die Russen vorgehen wollte.  Aha.  Wahrscheinlich hat er sich mit seiner Endloesung der Judenfrage hier auch nicht nur Feinde gemacht.
Die Araber koennen sie auch nicht leiden, die stinken und leben vom Oel ohne zu arbeiten und denken den ganzen Tag nur an Sex.  Aha.  Es bewahrheitet sich wieder, wer selber am aermsten dran ist, disst am meisten gegen irgendwelche anderen.
Und dann natuerlich die unvermeidliche Frage nach der Religion und was denn mit mir passieren wuerde wenn ich sterbe.  Was ist denn so schwer daran zu verstehen, dass man dann in einem Grab verwest?  Wieso muss denn das eigene Leben so bedeutend sein nach dem Tod unbedingt nochmal wiedergeboren werden zu muessen oder ins Paradies zu kommen?

Hassan mit Familie zu Hause

Hassan (ganz links) mit Familie zu Hause

Fruehstueck

Fruehstueck

Den Abend verbrachte ich zusammen mit Hassan, 24, einem der Lehrer an der Schule. Als ich ihn zuerst sah, dachte ich, der sei Ami, der hatte sich so einen starken Ami-Akzent zugelegt und versuchte mit nem Haufen Redewendungen und Sprichwoertern zu imponieren.  Stellte sich aber raus, der ist auch nur ein Iraner wie alle anderen und versucht nur amerikanischer als die Amerikaner selber zu sein.
Es ist total angenervt von den ganzen Restriktionen hier und traeumt von der grossen Freiheit im Westen.  Er wirkte wirklich ungluecklich, ich musste dem ne Menge Kram von unserem Leben erzaehlen, wie wir Frauen treffen, tanzen gehen, in unserer Freizeit machen etc.  Er hatte noch vor ner Weile, natuerlich heimlich, eine Freundin, und ein gebrochenes Herz hatte er nun deswegen auch.  Naja, sowas kommt von sowas, haette ich ihm auch gleich sagen koennen.  Auch seine Eltern meinten ich solle ihn mitnehmen, er sei hier nicht gluecklich.  Aber der Junge hat nicht mal einen Pass, weil den bekommt man hier erst, wenn man seine 2 Jahre (natuerlich kostenlosen) Armeedienst abgeleistet hat.  Wir haben dann zusammen ein Stueck des Filmes „Sin City“ geguckt, ich sollte ihm wieder helfen ein paar Textpassagen zu verstehen und der Film ist, glaube ich, auch bei uns mindestens P16.  Ist natuerlich verboten, aber es scheint die Polizei interessiert sich nur fuer die Oeffentlichkeit, zu Hause hat hier anscheinend jeder eine breite Sammlung verbotener Filme und Musik.

Todesanzeigen

So sehen hier die Todesanzeigen aus, die irgendwo an der Wand angeschlagen werden. Sind aber immer nur Maenner, Frauen scheinen unsterblich zu sein.

Motorradfahrer

das auch schon zwoelfjaehrige Motorrad fahren, ist keine Seltenheit.

Khomeini Werbung

oha, "becoming a perfect human is not a myth"

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Betrunken in Hamadan

20 Nov
Hamadan

Hamadan, der Platz in der Mitte

der Loewe von Hamdan

Eine der Sehenswuerdigkeiten hier ist dieser "Loewe". Ein Glueck das ein Schild dran ist, sonst haette ich mich gewundert warum die hier Robben ein Denkmal setzen.

Hamadan ist eine relativ schoene Stadt auf halben Weg von Tabriz nach Esfahan.  Etwa eine halbe Million Einwohner und die Innenstadt wurde 1929 von einem deutschen Ingenieur neu gestaltet.  So gibts einen zentralen Platz als Zentrum, von dem 6 Strassen sternenfoermig abgehen, und dann kommen noch ein paar groessere Ringstrassen drumrum.  Irgendwie sind die hier alle ganz stolz darauf, dass die Stadt den gleichen Aufbau haette wie Muenchen, weil der gleiche Architekt die Stadt entworfen haette (Karl Frisch).  Ich hab jetzt nicht den Muenchener Stadtplan vor mir, finde auch nicht sonderlich viel Infos im Netz ueber diesen Mann, aber so ein paar leise Zweifel seien mir erlaubt.
Jedenfalls ist die Stadt recht schick, der innerste Kreis wird auch etwas verkehrsreduziert, die Strassen sind relativ sauber und die Leute, wie immer, ausgesprochen nett.

Jedenfalls sitze ich da gestern Abend in so einer Butze und bestelle mir ein Huehnchen und Salat, mit den ueblichen Sprachschwierigkeiten.  Spricht mich ein Mann an der Kasse an, ob ich deutsch koenne, das sprach er naemlich relativ gut.  Yippie, der Rest war dann natuerlich kinderleicht.
Beim bezahlen unterhalten wir uns etwas, ich erzaehle so, mit dem Rad, nachts mit dem Zelt, ziemlich kalt usw.  Sagt der, na da brauchste was zu trinken damit dir warm wird.  Ich sag, klar, aber das ist hier im Iran ja nicht so ganz einfach.  Fragt der, na willste was trinken?

alte Tuer

Diese Steintuer zum Grab Esters, ist etwa 2500 Jahre alt. Damals hat man noch fuer die Ewigkeit gebaut, wie es scheint.

Und dann sind wir mit ner Flasche Wodka und ner Flasche Jever bewaffnet auf eine Aussicht auf den Berg gefahren, haben vorne im Auto gesessen und von oben auf Hamadan runtergeguckt.  Und ich hab mich gefuehlt wie heimlich kiffen oder so.  Daneben waren ein paar Jugendliche, die etwas mindestens ebenso illegales machten, naemlich zu lauter Musik tanzen.   Dazu faehrt man, mit einem oder zwei Autos, ebenfalls auf den Berg auf die Aussicht, macht da die Autoanlage ordentlich laut, spielt irgendwelche kurdischen Songs und dann stehen da so etwa 10 Jungs und tanzen da so vor sich hin.   Und hoffen das die Polizei nicht kommt.  Auch ich war angewiesen, sobald die Bullen kommen, das Glas mit dem Wodka schnell wegzuwerfen.  Ist aber nichts passiert.  Sehr lustig, ich fuehlte mich wie schon halb im Widerstand.  Und betrunken war ich bald auch.  Irgendwie sind wir auch heile wieder runter in die Stadt gekommen, war ne sehr runde Geschichte.

Die Jungs fuer den Nachmittag

Die Jungs fuer den Nachmittag

Auch den ganzen Tag bin ich schon mit 3 Jungs rumgelaufen und da muss ich sagen, ist mir die Gastfreundschaft am Ende richtig auf den Wecker gegangen.  Ich meine die haben sich wirklich ruehrend um mich gekuemmert, mir selbst den Eintritt in ein Museum ausgegeben und mich den ganzen Tag begleitet, aber irgendwann ist auch mal gut und ich hab so Boecke meine eigenen Wege zu gehen, zu essen wenn ich Hunger habe usw.  War am Ende ein echtes Problem, wenn wir essen gegangen waeren dann haetten sie sich wohl genoetigt gefuehlt, mir das auszugeben.  Obwohl das ja ueberhaupt nicht noetig waere, ich kann meinen Mampf ja selber bezahlen bzw. wuerde auch gern mal was zurueck geben und die fuer den netten Nachmittag einladen.  Stattdessen, obwohl ich ein paarmal klar gesagt habe, dass ich Hunger habe, haben wir dann jede Essensgelegenheit gemieden nur damit sie nicht in die Verlegenheit kommen mir was ausgeben zu muessen, was sie sich eigentlich gar nicht leisten koennen.  Verrueckt.

die Jungs von der Hoehle

die Jungs von der Hoehle

Zwei Tage vorher war ich noch in so einer Hoehle.  Das Ding war ganz nett, so mit Stalagmiten und -titen und gar wundersamen Formationen, ihr kennt das sicher.  Mit dabei eine Gruppe junger Maenner, der Anlass war wohl die Hochzeit eines Freundes.  Mitten in der Hoehle fingen die dann zu Musik aus dem Handy an zu tanzen, siehe Video.  Der Witz aber war, das die Musik aus dem Handy von einem Video kam. Und darauf zu sehen – zwei Ladys die in Unterwaesche tanzen!  Und dann kam eines zum anderen, jeder zeigte so seine heissen Filmchen auf dem Handy, von einer powackelnden arabischen Schoenheit ueber tanzende Frauen mit offenen Haaren auf einer Party bis eben hin zu so Unterwaeschekram.

Tanz in der Hoehle from Michael Lottes on Vimeo.

Stalagmit

Stalagmit - ganz klar, ne verbrannte Palme.

Der Lkw-Fahrer, den ich getroffen habe, hatte auch ein Bild namens „black woman“ auf seinem Handy, leider hab ich das Bild selbst dazu nicht gesehen.  Beim Typen gestern Abend war es eine ganze Bilderserie einer Frau die sich beim saubermachen langsam auszieht und sich dann in sehr einsichtigen Posen auf dem Teppich waelzt.
Und diese Bilder und Filme werden easy per Bluetooth von einem Handy zum anderen getauscht, ich koennte wetten jeder Mann hier, der noch seine 5 Sinne irgendwie beieinander hat, hat eine kleine Sammlung diversen Bildmaterials.  Was bleibt auch uebrig angesichts verhuellter Frauen tagein tagaus, irgendwie muessen die Traeume und Triebe ja raus.  Und so wird eben getanzt und getrunken und werden Pornos light geguckt wie ueberall auf der Welt.  Man muss nur einen Weg finden das moeglichst unerkannt zu tun und heimlich.
Die Flasche Wodka, es war allerbester Absolut, kostet etwa knapp 40 Euro, dafuer das der Stoff ja irgendwie ueber die Grenze geschmuggelt werden muss, ist es eigentlich auch nicht sehr teuer.  Was die Jungs mir als Preis fuer eine Frau genannt haben, laesst den Iran wie ein Paradies erscheinen.  Aber das lass ich mal lieber, weil erstens schaut der liebe Gott hier im Iran doppelt genau zu und zweitens bin ich mir meiner stinkenden Socken nach ein paar Tagen radfahren durchaus bewusst.  Aber hey, Moslem hin, Moslem her, aber so ganz spassfrei lebt man auch hier nicht.

Mickey Mouse

Mickey Mouse kann auch persisch

kleine Strasse

kleine Strasse - ist nicht viel los, weil es ist Freitag

betender Mann

beten kann man ueberall

Wohngegend

so wohnt man hier

lecker Fruchtsaefte

lecker Fruchtsaefte, Softeis gibts natuerlich auch - ein Paradies nach vielen Tagen auf der Landstrasse

Armeewerbung

Kommt zur Armee, so ein Bauchschuss ist ne feine Sache und abgefetzte Beine sind total lustig.

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ich werd dann mal global

15 Nov

Es war einmal der Schah, der hatte 5 Kinder, aber das tut hier nichts zur Sache.  Jedenfalls, der Schah, das war der Koenig von Persien, bis sie ihn 1979 nach einer Revolution im Land davon gejagt hatten.  Die haben ihn deswegen gestuerzt, weil er de facto eine Marionette der Amis gewesen ist und die Perser wollten lieber unabhaengig und ohne irgendwelche Kolonialherren sein.  Das ist ne feine Sache, nur leider hatten sie das Pech, dass sie dem falschen Typen hinterher gelaufen sind und dann war der Spass nur ein sehr kurzer.

Weil der Schah so sehr Pro-Ami war, hatten uebrigens auch deutsche Studenten gegen ihn demonstriert, wobei bei einer solchen Demo 1967 Benno Ohnesorg von der Polizei ermordet worde, worauf dann die ganze RAF Geschichte begann.  Aber auch das ist eine andere Geschichte.

Jedenfalls erinnert der Freiheitskampf der Iraner mich ein bischen an den der Vietnamesen.  Nur das die Vietnamesen, weil sich mit Buddhismus eben keiner hinter den Granatwerfer locken laesst, den Kommunismus als grosse einigende Idee hatten und die Iraner eben den Islam.  Im uebrigen ist das eines der groessten Missverstaendnisse der Geschichte, waehrend die Vietnamesen dachten fuer ihre nationale Unabhaengigkeit zu kaempfen, dachten die Amis sie wuerden den Kommunismus bekaempfen.  Haetten die damals beide mal Klartext geredet, dann waere Vietnam heute wohl noch viel ueberbevoelkerter als es eh schon ist.  Und wir wuessten gar nicht bei wem wir unser Gemuese kaufen sollten.

Jedenfalls waren die Amis dann natuerlich ein bischen pissig, weil sie da so mir nicht dir nichts aus dem Iran rausgeflogen sind.  Und haben daraufhin Saddam Hussein im Irak ordentlich aufgeruestet und unterstuetzt beim Krieg gegen den Iran.  Hat aber nichts genuetzt, ausser das hinterher von jeder Seite 1 Million Leute tot waren, war nach 8 Jahren Krieg alles wieder wie vorher.  Herr Hussein hat sich in der Zeit aber eine ordentliche Machtbasiss im Land aufbauen koennen und dann ein bischen Hoehe gekriegt, Kuwait ueberfallen und dann sind die Amis wieder los und haben dem Typen in zwei aufwendigen Kriegen paralysiert.

Nicht viel anders ist das auch in Afghanistan gelaufen, da haben die Amis die Taliban unterstuetzt, damit die den Russen ordentlich eins drauf geben.  Als das erledigt war, haben sie die Geister die sie da riefen aber nicht mehr in den Griff gekriegt, weswegen die Amis jetzt auch dort mit zigzehntausenden Soldaten stehen, ohne Aussicht auf Besserung.  Manchmal fragt man sich echt ob die nur Stroh oder auch noch Scheisse in ihrem Hirn haben.

Warum erzaehle ich das?  Der Iran steht hier da als der boese Schurkenstaat.  Die haben hier auch eindeutig den Knall nicht gehoert, und im 20. Jahrhundert Gesetze eingefuehrt, die sich 1:1 darauf berufen, was so ein machtgeiler Typ, der sich Prophet nannte, vor 1400 Jahren mal so von sich gegeben hat.  Das ist nicht besonders schlau, aber eines Tages wird den Mullahs hier ihr Scheiss schon von selber um die Ohren fliegen.  Ich seh das tatsaechlich aehnlich wie in Vietnam oder in China, auch dort stehen die Menschenrechte nicht unbedingt auf Seite 1 in der Tageszeitung.  Und waehrend die Typen hier ihre Frauen in grosse schwarze Saecke stecken, werden da auch immer noch massenweise Leute in den Knast gesteckt weil sie eine eigene Meinung haben.  Aber erzaehle mir doch keiner es gaenge den Amis um irgendwelche Menschenrechte, nie im Leben ist das der Grund warum die auch nur einen Finger kruemmen wuerden.

Nun mag man von Atomkraft halten was man will und ich will den Gedanken hier mal ganz unabhaengig von der linksbuerglich-oekologischen Warte betrachten, nach der Atomkraft sowieso und generell abgeschafft gehoert.  Aber warum sollte ein modernes Land, wie es der Iran nun mal ist, denn bitte sehr nicht die Freiheit besitzen sich so ein paar Eier in die Botanik zu stellen?  Selbst Armenien hat ein solches Kraftwerk und wenn ich mir deren Beziehungen zur Tuerkei und insbesondere zu Aserbaidschan so ansehe, dann waere da nicht unbedingt das erste Land, dem ich ein paar Brennstaebe an die Haustuere liefere.

Nun machts dieser Ahmadinedschad auch nicht unbedingt besser, wenn er sich hinstellt und Israel ausradieren moechte oder wenn er den Holocaust leugnet.  So macht mich sich natuerlich keine Freunde im Westen und wenn er einen IQ groesser als 60 haette, dann wuerde er das mal besser bleiben lassen.  Weil abgesehen von dieser Rhetorik zeigt sich der Iran in den letzten Jahren eigentlich als ziemlich friedlich. Ok, die unterstuetzen wohl die Hisbollah im Libanon damit die hin und wieder ne Rakete nach Israel werfen koennen, aber die Amis haben in Mittelamerika genausowenig eine weisse Weste, ich sag nur die Contras in Nicaragua oder die Renamo in Mosambik.

Im Uebrigen, die einzigen bisher abgeworfenen Atombomben kamen von den USA und 1962 war es bei der Kubakrise nur ganz ganz knapp davor, dass die noch so ein Teil gezuendet haetten.  Das sind also jetzt auch nicht unbedingt die Jungs, denen mein vollstes Vertrauen gebuehrt.

Aber, irgendwie ist in den letzten Jahren in allen Koepfen so ein islamisches Bedrohungsszenario gewachsen, wobei ein nicht geringer Teil der Gruende dafuer von den Amis durchaus hausgemacht sind.  Was muessen die auch in jedem Topf, der auf der Welt gekocht wird, mit umruehren.

Mein Verdacht ist eher, da ja ein aeusserer Feind die Mannen im eigenen Land fein beisammen haelt, dass nach dem kalten Krieg und dem Wegfallen des bis dahin boesen Ostblockes irgendein neuer, moeglichst globaler Feind gefunden werden musste.  Und da wurde ueber die Jahre nach 1990 mehr und mehr die uralte christlich-islamische Feindschaft wieder ausgebuddelt, die eigentlich irgendwann nach den Kreuzzuegen durchaus als einigermassen beendet betrachtet werden konnte.

Wer sich die Muehe machen moechte lese mal wieder „1984“ von George Orwell, wie da ein irgendwie nicht fassbarer, imaginaerer Feind den Einwohnern da in den taeglichen 5-Hassminuten vorgefuehrt wird.  Das Bild passt so 100%ig auf das von Osama Bin Laden, dass mir schlecht wird bei dem Gedanken wie simpel der ganze Laden eigentlich funktioniert.

Deswegen, Leute, und jetzt werde ich ein bischen kaempferisch, ist auch leicht hier aus der Deckung zum Aufstand zu rufen.  Aber der Feind steht immer noch im eigenen Land.  Raeumen wir doch erstmal unseren Muellhaufen auf und wenn wir unsere eigenen Probleme in den Griff gekriegt haben, dann kommen die anderen von ganz alleine wenn unsere Welt sich als die viel bessere herausstellen sollte.

Venceremos.

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unterwegs

15 Nov

Und es gibt doch einen Fahrradgott! Und zwar lebt der hier im Iran, aber erst irgendwo nach Miandoab (Wahrscheinlich heisst der Alah, aber das wissen die Perser wohl besser als ich). Der wollte mich nur mal testen und hat mir vorher noch 170km Autobahn aufgegeben.  Dann war er aber von meiner Durchhaltekraft so sehr begeistert, auf einmal gibt es eine einigermassen ruhige Strasse, schoen ueber Berge und durch Taeler. Die Sonne scheint tagsueber und es ist so warm, dass ich tatsaechlich schon mal wieder im T-Shirt gefahren bin. Ueberhaupt habe ich seit knapp 2 Wochen keine Wolke mehr gesehen, wunderbar.

Eisen Feustel im Iran

Der oertliche Eisen-Feustel in irgendeinem Dorf. Ich wollte nur nach etwas Wasser fragen, gabs gleich Tee. Keiner hat ein Wort vom anderen verstanden, also hat jeder irgendwas einfach vor sich hin geredet.

Ansonsten hab ich das unbestimmte Gefuehl, dass die wohl den Tag meiner Einreise zum nationalen Feiertag erklaert haben muessen, anders kann ich mir die andauernd freundlich hupenden und winkenden Leute an und auf der Strasse nicht erklaeren. Ich ueberlege schon, wie ich mir am besten so einen mechanischen Winkearm irgendwo dranbaue, damit ich nicht staendig die Haende vom Lenker nehmen muss.

Oder die sehen in mir den nun wirklich letzten Propheten oder den 12. Imam der nun nach jahrhundertelanger Verborgenheit zurueck gekommen ist. Deswegen krieg ich auch die ganzen Telefonnummern oder Visitenkarten, deswegen bittet mich der Tankstellenbesitzer in sein Buero und schenkt mir am Ende den halben Liter Benzin (brauch ich fuer den Kocher), deswegen krieg ich in dem einen Laden das Brot geschenkt und wer anderes gibt mir ne Tuete Rosinen. Die wollen sich alle den leichten Weg ins Paradies erschleichen. Aber nichts da, auch als Prophet bin ich unbestechlich. Da koennt ihr mir noch so sehr eure Namen vom Strassenrand aus zurufen, das ist mir egal. Ins Paradies kommt nur, wer folgende drei Aufgaben erfuellt:

  1. Achtet die Frau.  Auch wenn man es nicht glauben mag, auch die haben manchmal einen eigenen Willen (auch wenn der nicht immer ganz logisch ist).  Dann sind die vielleicht auch ein bischen lustiger drauf und dann machts auch zu Hause mehr Spass.
  2. Erfindet Verkehrsregeln und haltet euch dran!
  3. Lernt englisch, verdammt!
Schilder in arabischer Schrift

Ach ja, nicht alle Schilder sind auch in englisch beschriftet. Was macht man an so einer Stelle? Geradeaus weiter fahren.

Lkw-Fahrer

Der hielt extra mit seinem Laster an. Zum, wer erraet es - Tee trinken.

die Jungs von der Strassenbaustelle

Die Jungs von der Strassenbaustelle luden natuerlich auch zum Tee.

Takht-e Suleyman

Takht-e Suleyman, ein altes Heiligtum und Weltkulturerbe

Uebrigens bin ich hier inzwischen im kurdischen Teil angekommen.  Ist nicht viel anders, ausser dass die Leute hier wahrscheinlich kurdisch reden.  Und die Frauen in den Doerfern haben teilweise bunte Kleider an, das ist mal eine willkommene Abwechslung fuers Auge.  Und einige Frauen stehen auch als Verkaeuferin in den Geschaeften, auch das hatte ich bisher hoechst selten gesehen.
Ueberhaupt ist der Iran ein Vielvoelkerstaat.  Nur etwa 50% der Einwohner sind Perser, alle anderen eben Tuerken, Kurden, Turkmenen, Afghanen usw., die auch alle schoen in ihren Ecken leben und da auch so ihr Ding vor sich hin machen.  Da koennten sich die Jugoslawen mal ne Scheibe von abschneiden.

Als Brot gibts es dieses ganz duenne Fladenbrot, was frisch auch relativ lecker ist.  Nur geht das eben nicht ganz so einfach per Fahrrad, da will man einen kleinen Vorrat dabei haben, weil man nicht genau weiss wann man das naechste kriegt und man auch nicht in jedes Kaff auf der Strecke abbiegen will, rumfragen, warten usw.  Nur leider trocknet dieses Brot schneller, als ein Politiker nach dem naechsten Amoklauf nach haerteren Waffengesetzen schreien kann.  Dann zerbroeselt es quasi unter der Hand.  Passenderweise ist der oertliche Kaese, ein Schafskaese, genauso kruemelig, weswegen man beides zusammen dann eigentlich gut umruehren koennte und damit einen Brot-Schafskaese-Salat herstellen.

Erwaehnte ich, dass es tagsueber schoen warm ist?  Sobald die Sonne abends untergeht wird es schnell sehr kalt und nachts sind es ueblicherweise so um die 0 Grad. Vorgestern waren es schon -3 Grad ueber Nacht.  Da heisst es nur schnell rein in den warmen Schlafsack.  Ich hab mir angewoehnt eine Flasche Wasser mit in den Schlafsack zu nehmen, damit ich frueh auch noch was in akzeptabler Temperatur zu trinken habe bzw. ueberhaupt was zu trinken habe.  Ist dann eben nur das Gegenteil zu einer Waermflasche, eine Kaelteflasche sozusagen.  Frueh wird dann mit zwei Pullis und dicker Jacke an gefruehstueckt, nur die Haende frieren einem dabei ab.  Sobald die Sonne rauskommt wirds aber wieder warm und eine Stunde spaeter ist die Nacht vergessen.

Deswegen beeile ich mich auch suedlich zu kommen, die Felder sind schon alle abgeerntet und umgepfluegt und irgendwie siehts aus als warten alle nur noch auf den Schnee.  Sobald mal Wolken kommen wirds tagsueber auch nicht mehr warm und dann wirds richtig sportlich.  Ich hoffe also so schnell wie moeglich moeglichst viel Land Richtung Sueden (waermer) und Osten (trockener) zu gewinnen.

Ich muss auch noch was berichtigen, es gibt groessere Scheine als den 50.000er, ich hab letztens mal einen 500.000er gesehen.  Ein schoener grosser Schein, den dann wahrscheinlich keiner mehr wechseln kann, das waeren umgerechnet knapp 36 Euro.  Aber auch da braeuchte man noch ne Menge fuer ein Auto.

warmer Sprudel

Ganz in der Naehe war ein kleiner Vulkankegel, nur 75m hoch, da konnte man hochklettern und von oben in den Krater reingucken. Und unten dann dieser warme Sprudel, ideal um sich frueh in der Kaelte mal mit warmen Wasser zu waschen.

Felsen

Das Bild hab ich nur gemacht, weil es mich an etwas erinnert, an dem ich jetzt schon, seit ich unterwegs bin, nicht mehr dran rumgeknabbert habe.

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Tabriz

08 Nov

Tabriz ist fuer mich die erste wirklich groessere Stadt im Iran.  Es gibt nen riesigen wunderschoenen Basar, ne Menge Geschaefte fuer wirklich alles moegliche, ein sehr lebendiges Strassenleben.  Die Bevoelkerung ist mehrheitlich tuerkisch, die Provinz heisst auch Ost-Aserbaidschan.  Das ist nicht sonderlich hilfreich wenn man versucht etwas farsi zu lernen, weil hier reden fast alle tuerkisch.  Die koennen zwar alle auch farsi, aber die allgemeine Umgangssprache ist eben tuerkisch.  Na dufte, aber damit fange ich jetzt nicht auch noch an.  Ist so schon schwer genug die Woerter in persisch auseinander zu halten.  Dafuer gibts aber Ayran ueberall, das ist ne feine Sache.  Aber freundlicherweise sprechen wirklich sehr viele Leute, vor allem die juengeren, ein recht gutes englisch, weswegen es hier ziemlich leicht ist zurecht zu kommen.

Basar Tabriz

auf dem Basar

Das beste am Basar ist, das dieser autofrei ist.  Was nicht heisst, das da nicht auch manchmal Stau waere, etwa wenn zwei dieser Schubkarren irgendwie geparkt sind, ein Dritter versucht die seine da noch durchzuschieben, noch wer mit seinem Motorad durchwill und das alles inmitten einer Menge chaotisch laufender Fussgaenger in einem engem Gang.  Macht aber trotzdem oder gerade deswegen Spass, jedenfalls eine Weile.

Tabriz, Basar, Leute gucken from Michael Lottes on Vimeo.

Spendenbox

Spendenbox - steht hier ueberall rum

Ueberall in der Stadt, etwa alle 50m stehen diese Boxen rum in die man sein Geld reinwerfen kann, was dann irgendwie unter den Armen verteilt wird.  Eines der 5 Dinge die jeder Moslem tun muss, ist ja spenden, und das wird hier eben so staatlich organisiert.

Netterweise essen die Iraner auch gerne aus und das auch alleine.  Das macht es mir natuerlich einfach, weil es ueberall irgendeine Kebabbude, Sandwiches, Pizza, Eisdiele, Saefte, Suessigkeiten aller Art usw. gibt und man nicht doof angesehen wird wenn man mal schnell was essen geht.  Prima.

Tabriz, Strassenszene from Michael Lottes on Vimeo.

Sanaz

Sanaz

Gestern hatte ich eine Begegnung der besonderen Art.  Gehe in so ein Museum und merke, wie mich an der Kasse so eine Kopftuchfrau irgendwie anspricht.  Nun habe ich ueberall gelesen, Frauen und Maenner sind fein getrennt und die reden auch nicht miteinander usw.  Ich denke ich hab mich verhoert, was weiss ich was die gesagt hat, verstanden hab ichs eh nicht.  Geh rein in das Museum, die auch.  Offensichtlich war die genauso begeistert von den alten Scherben und Muenzen wie ich, jedenfalls hatten wir den gleichen Speed da durch die langweiligen Hallen.  Und auf der Treppe spricht die wieder zu mir, in englisch, was mir so einfiele sie zu ignorieren, weil in allen Reisefuehrern stuende Maenner reden nicht mit Frauen?  Die war wirklich etwas aufgebracht und ich mehr als verdutzt. Ich bin sogar rot geworden.
Jedenfalls kamen wir ins reden und sind dann tatsaechlich einen reichlichen Vormittag zusammen rumgezogen.  Die hatte einfach Lust englisch zu ueben und hat sich sehr fuer unser Leben und Kultur usw. interessiert, dafuer hat sie mir ne Menge vom Iran erzaehlt, auch so aus Frauensicht.  Also besonders unterdrueckt wirkte die nicht, sondern ausgesprochen selbstbewusst.  Hat mich gefragt welche Religion ich habe und konnte nicht verstehen, dass ich keine habe, weil wo komm ich denn her – hmmm, von meiner Mutti, na wo kommt die den her, hmmm, von meiner Omi?  Und so weiter, mir war es zu doof dann was mit Darwin zu erklaeren.  Spaeter:  „Und was passiert wenn ich sterbe?“  „Na dann bin ich tot.“  Das fand sie ganz traurig fuer mich.  Hab meine Geschichte so mit Kind und Exfreundin erzaehlt, ist ja eh eher eine doofe Story, da war sie ganz froh im Iran zu leben, da passiert sowas einfach nicht.  Die Tatsache das ich etwa 5 Freundinnen bisher hatte war auch ne Riesennummer und ich glaube nicht das sie haette tauschen wollen.  Dafuer hat ihr Vater ihr verboten mit Computern was zu machen, sprich sie hat auch keine E-Mailadresse.  Aber sie hat schon 2 Buecher mit Kurzgeschichten geschrieben und studiert englisch und will mal eventuell Lehrerin werden und gerne noch mehr Sprachen lernen.   War ein toller Vormittag, mit zusammen durch die Stadt spazieren, im Park rumsitzen und sich einen Granatapfel teilen und mal zusammen in eine Moschee rein (wo wir dann in verschiedene Bereiche mussten).  Nur zum Abschied sich nicht mal die Hand zu geben war fuer mich dann etwas komisch.

Autoteilehaendler

handelt da so mit Autoersatzteilen

Spaeter abends traf ich dann diesen Typen da ganz links im Bild.  Es gibt so einen Platz mit vielen Fahrrad- und Motoradgeschaeften.  Mir fehlt zwar nichts und kaputt ist auch nichts, aber ich wollte aus Neugierde mal so sehen was es hier so gibt (was eine erstaunlich grosse Auswahl und auch viel neumodischer Kram ist, bis hin zu Canondale-Bikes).  Und dieser Typ, hab seinen Namen leider vergessen, betreibt da an diesem Platz ein Geschaeft mit Ersatzteilen fuer amerikanische Autos.  Also besonders scharf kann ein amerikanisches Embargo uebrigens nicht sein, wenns sogar solches Zeugs da zu kaufen gibt.  Jedenfalls sprach der ganz wunderbar und fliessend deutsch, weil er mal 10 Jahre in Deutschland gelebt und studiert hatte.  Sass da bestimmt ne Stunde mit dem rum, wir tranken Tee und es war auch gut, weil er ne Menge Fragen von den Jungs vom Nachbarladen uebersetzen konnte.  Zum Beispiel konnte er mit den Strassennamen in meiner Karte nicht viel anfangen, weil hier nach der Revolution 1979 viele Strassen neu benannt wurden, aber die benutzt hier niemand, also auch nach 30 Jahren nicht, alle kennen nur die alten Strassennamen.

Mit allen anderen Bemerkungen zu Politik und Gesellschaft, zu den Frauen usw. halte ich mich erstmal ein bischen zurueck bis ich etwas mehr Zeit hier verbracht habe.  Aber Facebook geht auf jeden Fall nicht, das ist hart, Youtube geht auch nicht.  Bekannte Pornoseiten auch nicht. Spiegel.de auch nicht. Dafuer kommt diese lustige Seite, wahrscheinlich ein der meistbesuchtesten Webseiten der Welt.  Aber die Leute sind sehr redebeduerftig und sehr offen und es ist leicht sehr verschiedene Meinungen ueber das Land zu erfahren.  Aber wer Lust hat schon ein bischen reinzulesen, es gibt einen sehr schoenen Blog von einem neuseelaendischen Radler, www.bikeben.com, in englisch, der ein paar sehr interessante Gedanken und Erfahrungen zum Thema Iran aufgeschrieben hat.

Rathaus

das ehemalige Rathaus hatte mal ein deutscher Architekt gebaut

Verkaeufer

der verkauft da Mandeln, Nuesse, Rosinen und diversen Suesskram

Baeckerei

Baeckerei, hier wird dieses duenne Brot gebacken

Taxifahrer

Am Anfang dachte ich, wow, hier muessen auch noch die Piloten noch Taxi fahren. Aber das ist die vor kurzem eingefuehrte Uniform fuer Taxifahrer.

Frau mit Sonnenbrille

Yes, Sonnenbrille!

Poster

Nur das man mal ein Bild hat, was sich die Leute hier zu Hause so an die Wand haengen.

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im Iran

07 Nov

Ich schicke es gleich mal voraus, es ist wirklich eine ganze Menge ganz anders als gedacht. Es ist einfach unglaublich wie sehr man seinen Vorurteilen aufsitzen kann. Aber der Reihe nach:

Grenze Iran Armenien

das Grenztal zwischen Iran (links) und Armenien (rechts)

der kanns auch

also der Typ kanns auf jeden Fall auch

Der Grenzuebertritt nach Iran verlief einigermassen problemlos, wenn man davon absieht, dass der armenische Zoll irgendwelche Papiere fuer den Fahrradcomputer sehen wollte (das hatte ich dem aber in 5 Minuten ausgeredet) und dass der iranische Grenzer an meinem Pass nicht erkennen konnte welcher Nationalitaet ich bin, weil offensichtlich konnte der nicht unsere Schrift lesen. Auch das war bald erledigt.
Und so stand ich nun im Iran. Erstmal Geld wechseln, ich dachte 300 Euro reichen erst mal ne Weile. Als ich dann den Berg an Lappen sah die ich dafuer bekam, haette ich mal besser bloss 100 Euro getauscht. Es gab 84 Scheine 50.000er, so viel, dass das alles gar nicht in mein Portemonaie passte und ich erstmal denn Reststapel irgendwo anders verstauen musste. Keine Ahnung wie die hier groessere Dinge wie Computer, Moebel oder gar Autos bezahlen, mit nem Lastwagen? Weil groessere Scheine gibts jedenfalls nicht.

Dafuer gabs gleich eine nette Einfuehrung in iranische Gastfreundschaft. Ich hatte wirklich Knast und bin nur etwa 2km von dem Grenzuebergang weggefahren um mich dann neben die Strasse in die Sonne zu setzen und was zu essen. Dazu muss man wissen, die Strasse geht noch etwa 60km den Grenzfluss entlang, in einem engem Tal, also ich hocke dann keine 20m Luftlinie vom Grenzfluss entfernt und die nehmen das mit der Grenze da noch ernst. Ich sitze also da, dauert es keine 5 Minuten, haelt ein Auto, steigt ein Typ im Anzug aus. Ich denke, scheisse, ein Zivibulle und jetzt gibts Aerger, weil ich hier verdaechtig an der Grenze rumhocke. Aber der Typ ist total nett, erzaehlt was von wegen er waere Touriguide in Tabriz, der naechsten grossen Stadt, ob ich was brauche und gibt mir eine Karte von Tabriz und seine Visitenkarte. Ein bischen schwatzen, alles fein. Dauert nicht lange, da halten die Bullen neben uns. Fragen was wir hier machen, der Typ erklaert irgendwas fuer mich unverstaendliches. Und statt mir jetzt mal ordentlich zu zeigen wo der Polizei-Grenz-Iran-Hammer so haengt, was machen diese Platsche? Die schenken mir 4 Granataepfel und fahren weiter!

Tourist im Iran

Das ist doch mal ne Ansage. Und ich glaube die meinen das tatsaechlich auch so.

Ja hallo, wie soll denn da bitte mein Respekt vor den iranischen Behoerden wachsen, wenn das schon so losgeht? Andererseits ist das vielleicht eine gute Variante, am Ende gewinnen die so wirklich meine Achtung? Ich stell mir schon vor, wie die deutschen Bullen bei der naechsten Maidemo die Antifa ordentlich mit Bonbons zuschuettet, Zuckerwatte austeilt und frisch gepressten Orangensaft verteilt. Die Gesichter im Schwarzen Block will ich sehen, dann eruebrigt sich das Thema Krawalle wahrscheinlich von selbst.

Jedenfalls ist die Grenze wie aus einem Bilderbuch. Die Iraner bauen sich so als Wachstuetzpunkte so kleine Burgen, so richtig mit Zinnen obendrauf und Schiessscharten an den Seiten. Die Armenier bzw. die Aserbaidschaner bevorzugen so hoehere Metallgestelle, auf denen so gruene Haeuschen mit rotem Dach stehen. Und da stehen sie nun rum und beaeugen jeweils tagein tagaus die andere Flussseite. Ist ein Bild wie von einer Modelleisenbahn. Und wie um dieses Bild dann noch perfekt zu machen, faehrt auf der anderen Seite dann tatsaechlich noch ein Zug lang, so mit gruener Rangierlok, einem Gueter- und zwei Personenwagen. Herzallerliebst.

Autobahn

Ja das ist doch des Radfahrers groesste Freude - Autobahn fahren!

Jedenfalls ist das eine echte Grenze. Andere Schrift, andere Sprache, andere Religion, die Zahlen werden anders geschrieben, selbst einen anderen Kalender haben die Iraner, heute ist der 16. 8. 1389.  Auf einmal gibt es super Strassen, aber das ist nicht nur von Vorteil.  Weil es gibt entsprechend viel Verkehr und die letzten 100km bin ich buchstaeblich auf einer Autobahn gefahren, mit zwei Fahrspuren in jede Richtung, Mittelstreifen, Leitplanken und einem endlos rauschenden Verkehr.  Eben genau wie eine deutsche Autobahn.  Das macht so ueberhaupt keinen Spass, das ist todoede und einfach nur frustrierend.  Der Vorteil ist, das es auf einmal auch nicht mehr wirklich steil ist und ich bisher ungeahnte Kilometer und auch Durchschnitte fahre.  Gab aber auch nicht wirklich eine Alternative, das ist eben die ganz normale Verbindungsstrasse zwischen 2 Orten.

Einkaufsstrasse

flanieren auf der Einkaufsstrasse

Insgesamt macht der Iran einen sehr modernen und, haut mich tot, sogar einigermassen westlichen Eindruck.  Es gibt jeden Kram zu kaufen, auch alle moeglichen westlichen Marken, von Marlboro ueber Braun-Rasierer bis hin zu Osram-Gluehbirnen.  Auch VW werden hier montiert.  Manche Typen haben lange Haare, viele Schilder sind in farsi und in englisch beschriftet, auch Strassennamen sind alle nochmal in englisch aufgeschrieben.  Miezekatzen gibts auch einige, das macht eine freundliche Atmosphaere.  Nur Perserkatzen hab ich bisher noch keine gesehen.

Kino in Tabriz

Eingang zu einem Kino

Aber der absolute Oberhammer sind wirklich die Leute.  Alle naselang fragt mich wer wo ich herkomme, ob es mir gut geht, ob ich Hilfe brauche.  Ich hab schon einen Berg von Zetteln mit Telefonnummern.  Erstaunlich viele Leute sprechen, zumindestens hier in Tabriz, einer 1,5 Millionen Stadt, englisch, ich hatte schon eine Menge sehr sehr angenehmer Konversationen.  Wenn man mal nicht weiter weiss braucht man nur 2 Minuten ein bischen verloren in der Gegend rumzustehen, da kommt auf jeden Fall wer und fragt was er fuer einen tun kann.  Das hat auch Nachteile, es ist quasi unmoeglich mal einfach durch irgendeinen Ort durchzufahren, staendig „muss“ man anhalten um mit sich mit irgendwem Supernettes zu unterhalten.  Sogar Radfahrer gibt es einige, auch Fahrradlaeden, Typen mit Lycra-Klamotten und Rennraedern usw.

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