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Dinge, die so nerven

01 Jan
Blick morgens aus dem Zelt

Sonnenaufgang - Blick morgens aus dem Zelt

Hui, endlich wird es langsam waermer.  Ich naehere mich der Golfkueste, letztens waren es morgens sogar schon 5 Grad im Zelt und mittags brutzelt die Sonne schon richtig.

Bevor ich jetzt anfange zu schwaermen, ist das vielleicht mal eine Gelegenheit, sich ueber all die Dinge auszulassen, die hier nicht ganz so dolle sind.  In Wirklichkeit aergere ich mich tagtaeglich eigentlich vor allem ueber ein paar Probleme an der Heimatfront, da das aber hier nichts zu suchen hat, ziehe ich eben ueber die Iraner her.  Da koennen die gleich mal merken wie es so ist fuer andere der Jude zu sein.  Also:

1. Motorradfahrer

Motorradjungs

Motorradjungs - zwei von vielen

Motorradfahrer mit Energy-Drink

die haben mir nen Energy-Drink ausgegeben und mir 20km lang den Weg gezeigt

In all den kleinen Nestern die man so passiert, haengen immer ne Menge Leute einfach am Strassenrand rum und langweilen sich und vertroedeln die eintoenigen Tage:  „Hey guck mal, wasn das, ein Radfahrer?  Ausm Westen, lass mal mit dem Motorrad hinterherfahren…“
So oder so aehnlich stell ich mir die Gedanken oder Kommunikation vor.  Mein typisches Iran-Geraeusch wird das Knattern eines Motorrad-Motors sein.
Und die haben ne Menge Zeit und ne Menge Geduld.  Erst naehert sich das knattern vorsichtig von hinten, dann ist es neben einem.  Dann kommt der Versuch der Kommunikation, aber meine Farsi-Kenntnisse reichen nicht viel weiter, als dass ich eben 2 Monate im Iran bin, woher ich komme und wohin ich fahre und dass ich alleine unterwegs bin.  Das ist an und fuer sich in wenigen Minuten abgegessen.  Aber das Ereignis ist so gross und der Tag ist so lang und das Benzin ist so billig, ach da kann man ja noch ne Weile nebenher fahren.
Dummerweise sind die Jungs auch immer so verdammt freundlich und freuen sich, dass man die auch nicht einfach verjagen kann.  Und die denken wahrscheinlich, sie seien die Ersten und Einzigsten und ich freue mich ueber die Gesellschaft.  Aber so bald die dann irgendwann endlich abdrehen, dauert es keine fuenf Minuten und der naechste Motorrad-Ali faehrt neben einem her, stellt genau die gleichen Fragen usw. usf.

2. Mosaferkanehs

Mosaferkaneh

Mosaferkaneh - gemuetliches Zimmer

Mit einer Mischung aus Geiz, Prinzip und Gewohnheit steuere ich in den groesseren Orten unterwegs immer die billigsten aller moeglichen Quartiere an.  Und das sind hierzulande eben jene „Mosaferkaneh’s“, quasi die iranischen Hostels.  Es gibt Mehrbettzimmer, wobei ich meistens dann doch ein Zimmer alleine nehme und dafuer dann alle Betten bezahle, aber Traveller trifft man ausser in den ganz grossen Staedten sowieso keine und irgendwie bin ich den Luxus eines Einzelzeltes nun schon sehr gewoehnt.
Jedenfalls haben die Teile ganz oft so richtig knochenharte Betten, so wie Bretter mit ner duennen Stoffschicht drauf.  Ich hab mir schon manche Male noch die Isomatte drunter gelegt, damit ich ueberhaupt pennen konnte.  Eventuell gibts noch nen Tisch mit ner Plastetischdecke, eine Sparlampe macht weisses Neonlicht.  Ansonsten ist der Teppich im Durchschnitt 50 Jahre alt, dazu stehen immer Badelatschen als „Hausschuhe“ bereit, die vor mir schon geschaetzte zweitausend andere Gaeste an hatten.  Maenner diverser Koerperformen schlurfen mit heissen Teekesseln durch das Haus.  Ich habe niemals eine Heizung erlebt, die man abstellen konnte, sprich es waren nachts auch sehr gerne 25 Grad und mehr im Zimmer.  In einigen dieser Teile gab es gar keine Dusche, bei anderen bezahlt man dafuer extra und wenn mal eine Klo- oder Duschtuer abschliessbar ist, dann ist das ein echtes Ereignis.  Sicherlich wird auch manchmal sauber gemacht und vielleicht auch manchmal die Bettwaesche gewaschen.  Ich liebe mein Zelt, hat auch keine Dusche, kostet dafuer aber auch nichts.

3. Einkaufen

Geschaeft

ein gutes Geschaeft?

Ueblicherweise gibt es so kleine Laeden, die fuer mich interessanten sind entweder Gemueselaeden oder die fuer alles industriell hergestellte, Nudeln, Dosen, Marmerlade etc.
Leider ist es aber so, dass aber natuerlich keiner der Laeden immer genau das da hat, was ich so brauche.  Zwar gibt es Marmelade und Kuchen, aber keinen Kaese, oder keine Tomatensosse etc.  Im Gemueseladen gibt es zwar Aepfel, aber keine Zwiebeln usw.  Alles eigentlich kein Problem, da geht man in den Nachbarladen, der hat dann die fehlenden Haferflocken und wenn dann immer noch Bohnen fehlen, geht man eben noch einen Laden weiter.  Sprich man stueckelt sich so ueber verschiedene Laeden seine Sachen zusammen.
Tja, das waere schoen einfach, wenn man einfach in einen Laden gehe koennte, kaufen was man will und weiter.  Aber man muss natuerlich dem Verkaeufer erstmal erzaehlen wo man herkommt, wo man langfaehrt, ob man verheiratet ist usw. Inzwischen haben die im Nachbarladen und zwei Leute von der Strasse auch geschnackelt, dass hier was ungewoehnliches passiert, kommen rein und man erzaehlt alles gleich nochmal oder wer erzaehlt den anderen das. Und so geht das von Laden zu Laden, genau das gleiche Spiel immer wieder von vorn.  Auf jeden Fall dauert es immer ne kleine Weile bis man die einfachsten Dinge zusammen gekauft hat.

4. Nachmittgspause

nachmittags ist tote Hose

nachmittags ist tote Hose - und ach ja, die kleineren Orte sehen auch alle genau so und immer irgendwie gleich aus

Im Sommer ist es hier nachmittags so heiss, dass niemand gerne arbeiten moechte.  Kennt man ja auch aus anderen Laendern, dann ist quasi Siesta und gar nuescht passiert.  So auch hier, zwischen etwa 13 und 17 Uhr ist so ziemlich alles geschlossen.  Dann gehen die Leute nach Hause, essen was, verstecken sich vor der Sonne, liegen rum und ruhen sich aus.
Dummerweise ist es aber derzeit Winter und es ist nachmittags eher angenehm fruehsommerlich warm, aber die Gewohnheit ist nunmal so.  Und gegen fuenf wird es auch schon wieder dunkel, wenn man nicht mehr auf dem Fahrrad sein moechte.  Sprich man muss schon ein bischen aufpassen die Zeiten richtig zu timen.  Und wenn man in so einem Nest einen halben Tag  Pause macht, dann macht man in der Zeit wirklich Pause, weil es gibt rein gar nichts zu tun.

5. Beschilderung

Weggabelung

Tja, oeffnen sie die linke Tuer oder die Rechte?

Die grossen Hauptstrassen sind sehr gut ausgeschildert, in Farsi und in Englisch.  Leider sind diese Hauptstrassen eigentlich immer vierspurige Autobahnen, was zum radfahren wirklich total nervt.  Vor allem der ewige Krach, das Roehren und Rauschen und Pfeifen und Brummen – ein Alptraum.
Leider ist es ebenso ein kleiner Alptraum, die kleineren Strassen zu finden.  Dazu braucht es viel Geduld und man kann sich auf etliche Kilometer Weg nur fuer die Sucherei gefasst machen.  Kleinere Strassen die von den Autobahn-Hauptstrassen abgehen sind gerne gar nicht beschildert, im besten Fall ist die Beschilderung inkonsistent oder nur in Farsi.
Man kann natuerlich Leute fragen, die schicken einen aber immer wieder auf die ganz grossen Strassen, weil die denken was fuer ein Auto gut ist, kann fuer ein Fahrrad nicht schlecht sein.  Und alles was keinen Asfalt hat, kommt denen als Strasse gar nicht in den Sinn.
Auf der Karte sind ein paar interessante weisse Nebenstrassen eingezeichnet.  Die koennen tatsaechlich alles sein, von nicht existent ueber ganz steinige schlechte Sandwege ueber kaum befahrene kleine Traumstrassen bis zu gut ausgebauten Strassen.  Das Problem ist, man weiss es nie, lohnt es nach der Strasse jetzt lange zu suchen oder nicht.  Und Leute fragen kann man auch nur, wenn es einen Ort auf dieser Strasse gibt der in der Karte steht, sonst kann man es den Leuten einfach nicht erklaeren was man will.  So endet man leider oft genug auf einer der groesseren Strassen, einfach weil die Sucherei zu aufwendig ist.

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