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Tabriz

08 Nov

Tabriz ist fuer mich die erste wirklich groessere Stadt im Iran.  Es gibt nen riesigen wunderschoenen Basar, ne Menge Geschaefte fuer wirklich alles moegliche, ein sehr lebendiges Strassenleben.  Die Bevoelkerung ist mehrheitlich tuerkisch, die Provinz heisst auch Ost-Aserbaidschan.  Das ist nicht sonderlich hilfreich wenn man versucht etwas farsi zu lernen, weil hier reden fast alle tuerkisch.  Die koennen zwar alle auch farsi, aber die allgemeine Umgangssprache ist eben tuerkisch.  Na dufte, aber damit fange ich jetzt nicht auch noch an.  Ist so schon schwer genug die Woerter in persisch auseinander zu halten.  Dafuer gibts aber Ayran ueberall, das ist ne feine Sache.  Aber freundlicherweise sprechen wirklich sehr viele Leute, vor allem die juengeren, ein recht gutes englisch, weswegen es hier ziemlich leicht ist zurecht zu kommen.

Basar Tabriz

auf dem Basar

Das beste am Basar ist, das dieser autofrei ist.  Was nicht heisst, das da nicht auch manchmal Stau waere, etwa wenn zwei dieser Schubkarren irgendwie geparkt sind, ein Dritter versucht die seine da noch durchzuschieben, noch wer mit seinem Motorad durchwill und das alles inmitten einer Menge chaotisch laufender Fussgaenger in einem engem Gang.  Macht aber trotzdem oder gerade deswegen Spass, jedenfalls eine Weile.

Tabriz, Basar, Leute gucken from Michael Lottes on Vimeo.

Spendenbox

Spendenbox - steht hier ueberall rum

Ueberall in der Stadt, etwa alle 50m stehen diese Boxen rum in die man sein Geld reinwerfen kann, was dann irgendwie unter den Armen verteilt wird.  Eines der 5 Dinge die jeder Moslem tun muss, ist ja spenden, und das wird hier eben so staatlich organisiert.

Netterweise essen die Iraner auch gerne aus und das auch alleine.  Das macht es mir natuerlich einfach, weil es ueberall irgendeine Kebabbude, Sandwiches, Pizza, Eisdiele, Saefte, Suessigkeiten aller Art usw. gibt und man nicht doof angesehen wird wenn man mal schnell was essen geht.  Prima.

Tabriz, Strassenszene from Michael Lottes on Vimeo.

Sanaz

Sanaz

Gestern hatte ich eine Begegnung der besonderen Art.  Gehe in so ein Museum und merke, wie mich an der Kasse so eine Kopftuchfrau irgendwie anspricht.  Nun habe ich ueberall gelesen, Frauen und Maenner sind fein getrennt und die reden auch nicht miteinander usw.  Ich denke ich hab mich verhoert, was weiss ich was die gesagt hat, verstanden hab ichs eh nicht.  Geh rein in das Museum, die auch.  Offensichtlich war die genauso begeistert von den alten Scherben und Muenzen wie ich, jedenfalls hatten wir den gleichen Speed da durch die langweiligen Hallen.  Und auf der Treppe spricht die wieder zu mir, in englisch, was mir so einfiele sie zu ignorieren, weil in allen Reisefuehrern stuende Maenner reden nicht mit Frauen?  Die war wirklich etwas aufgebracht und ich mehr als verdutzt. Ich bin sogar rot geworden.
Jedenfalls kamen wir ins reden und sind dann tatsaechlich einen reichlichen Vormittag zusammen rumgezogen.  Die hatte einfach Lust englisch zu ueben und hat sich sehr fuer unser Leben und Kultur usw. interessiert, dafuer hat sie mir ne Menge vom Iran erzaehlt, auch so aus Frauensicht.  Also besonders unterdrueckt wirkte die nicht, sondern ausgesprochen selbstbewusst.  Hat mich gefragt welche Religion ich habe und konnte nicht verstehen, dass ich keine habe, weil wo komm ich denn her – hmmm, von meiner Mutti, na wo kommt die den her, hmmm, von meiner Omi?  Und so weiter, mir war es zu doof dann was mit Darwin zu erklaeren.  Spaeter:  „Und was passiert wenn ich sterbe?“  „Na dann bin ich tot.“  Das fand sie ganz traurig fuer mich.  Hab meine Geschichte so mit Kind und Exfreundin erzaehlt, ist ja eh eher eine doofe Story, da war sie ganz froh im Iran zu leben, da passiert sowas einfach nicht.  Die Tatsache das ich etwa 5 Freundinnen bisher hatte war auch ne Riesennummer und ich glaube nicht das sie haette tauschen wollen.  Dafuer hat ihr Vater ihr verboten mit Computern was zu machen, sprich sie hat auch keine E-Mailadresse.  Aber sie hat schon 2 Buecher mit Kurzgeschichten geschrieben und studiert englisch und will mal eventuell Lehrerin werden und gerne noch mehr Sprachen lernen.   War ein toller Vormittag, mit zusammen durch die Stadt spazieren, im Park rumsitzen und sich einen Granatapfel teilen und mal zusammen in eine Moschee rein (wo wir dann in verschiedene Bereiche mussten).  Nur zum Abschied sich nicht mal die Hand zu geben war fuer mich dann etwas komisch.

Autoteilehaendler

handelt da so mit Autoersatzteilen

Spaeter abends traf ich dann diesen Typen da ganz links im Bild.  Es gibt so einen Platz mit vielen Fahrrad- und Motoradgeschaeften.  Mir fehlt zwar nichts und kaputt ist auch nichts, aber ich wollte aus Neugierde mal so sehen was es hier so gibt (was eine erstaunlich grosse Auswahl und auch viel neumodischer Kram ist, bis hin zu Canondale-Bikes).  Und dieser Typ, hab seinen Namen leider vergessen, betreibt da an diesem Platz ein Geschaeft mit Ersatzteilen fuer amerikanische Autos.  Also besonders scharf kann ein amerikanisches Embargo uebrigens nicht sein, wenns sogar solches Zeugs da zu kaufen gibt.  Jedenfalls sprach der ganz wunderbar und fliessend deutsch, weil er mal 10 Jahre in Deutschland gelebt und studiert hatte.  Sass da bestimmt ne Stunde mit dem rum, wir tranken Tee und es war auch gut, weil er ne Menge Fragen von den Jungs vom Nachbarladen uebersetzen konnte.  Zum Beispiel konnte er mit den Strassennamen in meiner Karte nicht viel anfangen, weil hier nach der Revolution 1979 viele Strassen neu benannt wurden, aber die benutzt hier niemand, also auch nach 30 Jahren nicht, alle kennen nur die alten Strassennamen.

Mit allen anderen Bemerkungen zu Politik und Gesellschaft, zu den Frauen usw. halte ich mich erstmal ein bischen zurueck bis ich etwas mehr Zeit hier verbracht habe.  Aber Facebook geht auf jeden Fall nicht, das ist hart, Youtube geht auch nicht.  Bekannte Pornoseiten auch nicht. Spiegel.de auch nicht. Dafuer kommt diese lustige Seite, wahrscheinlich ein der meistbesuchtesten Webseiten der Welt.  Aber die Leute sind sehr redebeduerftig und sehr offen und es ist leicht sehr verschiedene Meinungen ueber das Land zu erfahren.  Aber wer Lust hat schon ein bischen reinzulesen, es gibt einen sehr schoenen Blog von einem neuseelaendischen Radler, www.bikeben.com, in englisch, der ein paar sehr interessante Gedanken und Erfahrungen zum Thema Iran aufgeschrieben hat.

Rathaus

das ehemalige Rathaus hatte mal ein deutscher Architekt gebaut

Verkaeufer

der verkauft da Mandeln, Nuesse, Rosinen und diversen Suesskram

Baeckerei

Baeckerei, hier wird dieses duenne Brot gebacken

Taxifahrer

Am Anfang dachte ich, wow, hier muessen auch noch die Piloten noch Taxi fahren. Aber das ist die vor kurzem eingefuehrte Uniform fuer Taxifahrer.

Frau mit Sonnenbrille

Yes, Sonnenbrille!

Poster

Nur das man mal ein Bild hat, was sich die Leute hier zu Hause so an die Wand haengen.

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1 Comment

Posted in Iran

 

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  1. Sarah

    8. November 2010 at 22:17

    Ich bin weiterhin begeistert von deinen Berichten! Viele Grüße aus dem grauen Land des deutschen Herbsts.