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Archive for the ‘Armenien’ Category

Bye Bye Armenien

06 Nov
Herbst in Goris

da wird es ganz deutlich Herbst (in Goris)

Da waren es nochmal knapp 200km durch den Suedzipfel Armeniens, das letzte Stueck Christenheit zwischen Aserbaidschan westlich, Aserbaidschan im Osten und Iran im Sueden.  Dabei war auch der bis dato hoechste Pass und es wurde deutlich Winter.  Temperaturen nachts um die Null Grad, manchmal etwas mehr, manchmal etwas weniger.

Erdrutsch

Ups, ein Erdrutsch

einsame Bergstrasse

grossartig, eine Strasse nur fuer mich

Dabei hatte ich mir dieses eine Kloster irgendwie in den Kopf gesetzt.  Vor 2 Wochen war da mit viel Tralala eine neue Seilbahn eingeweiht worden, die den Weg dahin durch ein tiefes Bergtal abkuerzte, mit Praesidenten zur Eroeffnung usw.  Vielleicht hat man sogar in Deutschland davon gehoert, hier jedenfalls war das ne grosse Aktion.

Nun gibt es eine sehr bequeme asfaltierte Strasse da hin, aber dazu haette ich wieder 10km zurueck fahren muessen und 400 Hoehenmeter hoch, und es gab noch eine andere, „kleinere Strasse“ dahin.  Sicht geht vor Deckung, also den Versuch gemacht.  Und die Strasse gefunden, nur das diese nach kurzer Zeit von einem Erdrutsch komplett zugedeckt war.  Ich hab mich ordentlich geschunden das schwere Bike ueber dieses Geroell zu hieven, auf diese Art und Weise entwickelt man grandiose Geschwindigkeiten von 300m pro Stunde.  Aber am Ende hatte ich es geschafft!  Und die Strasse eine ganze Weile fuer mich alleine, weil da kommt bestimmt kein Auto lang.  Ging zwar steil hoch, aber es war das Paradies fuer einen Nachmittag.

Dafuer gabs oben auch noch mal diese Schaefer, die ihre Herde da die Strasse entlang trieben.  Die haben schon gewusst warum die sich so beeilen, weil etwas spaeter wurde es richtig unangenehmes Wetter, erst starker Regen, dann immer kaelter, am Ende Schneeregen bei knapp ueber 0 Grad.

Schaefer bei Togh, Naehe Tatev, Armenien from Michael Lottes on Vimeo.

bei der Familie

nette Einladung, die Lady, die das Foto gemacht hat, hatte aber wohl zum ersten Mal eine Kamera in der Hand, scharf stellen ging noch nicht so

Vorher gabs in einem sehr netten Dorf aber noch ne Einladung zum Wodka, der ich nicht widerstehen konnte.  Auch ansonsten ne Menge Kram zu essen.  Ich bin dann, trotz Einladung zum bleiben, doch noch weiter gefahren, weil so gut war die Verstaendigung mit meinen bischen russisch nun auch wieder nicht.

Schneeregen

Hui, schoen eiskalter nasser Schneeregen

Tatev Kloster im Nebel

Tatev Kloster im Nebel

Am naechsten Tag fuhr die olle Seilbahn natuerlich nicht.  Auch Wurst, fahr ich eben durch das Tal.  Hat mich einen halben Tag gekostet, auf der einen Seite 600 Hoehenmeter runter, auf der anderen Seite wieder hoch.  Und was gabs dann? Ein Kloster im Nebel, bei so Sichtweiten von vielleicht 20 oder 30 Metern.  Prima.

Dafuer traf ich draussen ganz durchgefroren diese netten Leute, der mich da im Arm haelt ein Englaender, die anderen sind Armenier, die mich spontan zu ihrem Picknick bei 3 Grad an ihrem Auto einluden.

Priester und Wodka

der da als Moench verkleidetet Aufpasser beschwert sich uebrigens gerade weil Wodka trinken vor dem Kloster irgendwie seiner Meinung nach nicht so toll ist

Tatev ohne Nebel

das Tatev Kloster ohne Nebel

Hab dann da gleich in der Naehe gepennt und es hat sich auch gelohnt, am naechsten Tag war dann blauer Himmel und damit gabs dann auch den Blick auf das verdammte Kloster.

kleiner Erdrutsch

kleiner Erdrutsch?

Rad im Schlamm

Rad im Schlamm

Zur allgemeinen Freude gabs dann gleich nochmal einen Erdrutsch.  Ich dachte, fein das es gefroren hat, dann ist das Zeug wenigstens schoen fest und ich komm da easy drueber.  Und genau das ist der Grund warum immer wieder Leute im Winter beim Schlittschuh fahren in die Seen einbrechen, jaja.  Weil soooo gut gefroren war es nun leider auch nicht.

Schuh im Schlamm

na das hat sich doch gelohnt

der Meghri Pass

der Meghri Pass

die Passstrasse

die Passstrasse - ein Wort mit 5 "s"!

der letzte Wodka

das war mein letzter Wodka fuer die naechste Zeit

Zum Abschluss gabs noch einen schoenen Pass.  Von ungefaehr 650m hoch auf ca. 2500m und dann alles wieder runter.  Hat anderthalb Tage gedauert und in der Sonne war es nicht so kalt wie es aussieht.  Im Schatten schon.

Jedenfalls, am zweiten Tag, auf etwa 2100m, stehen da diese Typen am Strassenrand und machen, bei wenigen Grad Plus, auf der Motorhaube ein kleines Picknick.  Und fragen mich natuerlich, nach knapp 1000 gefahrenen Hoehenmetern, ob ich mit ihnen Wodka trinken will.  Ja ist denn der Papst katholisch?  Waehrendessen erklaerten die mir voller Begeisterung die Groesse der Baumaschinen in der Mine unterhalb.  Wie sich rausstellte war das mein letzter Wodka in Armenien und damit mein letzter fuer ne ganze Weile.  Jedenfalls klappten die restlichen 400 Hoehenmeter auch noch.  Runterzu hab ich mir dann ordentlich einen abgefroren, steil schnell runter fahren bei solchen Temperaturen ist viel schlimmer als hochfahren, da zieht einem die Kaelte trotz einiger Schichten direkt auf die Haut.

Zusammenfassend kann ich Armenien als Reiseland nur empfehlen.  Mit dem Fahrrad nur denen, die gerne Berge fahren, ich hab in der ganzen Zeit da nur etwa 65 km ebene Strecke gehabt, das war suedlich Yerevans.  Wasser ist nie ein Problem, in jedem Ort gibt es mindestens einen laufenden Wasserhahn.  Die Leute sind meistens freundlich und interessiert, zelten ist nie ein Problem, man findet relativ einfach einen guten Schlafplatz.  Da das Land ziemlich duenn besiedelt ist, hat man immer wieder auch Zeit fuer sich alleine.  Vielleicht einen Monat eher hinfahren, also eher im September als im Oktober.  Im Sommer ist es sehr heiss, so um die 40 Grad, im Winter in den Bergen ordentlich kalt.
Die Strassen sind so naja, aber dafuer gibts auch nicht endlos viel Verkehr, die groesseren Hauptstrassen sind aber einigermassen ok asfaltiert.

Mein Lieblingsdialog in Armenien:  Fragt mich ein Typ: „Otkuda“, sprich „Woher“, also wo ich herkomme.  Ich natuerlich „Germania“, also „Deutschland“.  Und was antwortet dieser Blitzmerker: „Ah, Hitler kaputt“!  Ich hab mich fast weggeworfen, das alles schoen in russischer Aussprache, das haetten sie 1945 nicht besser hingekriegt.

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Nagorny Karabach

25 Okt
Nagorny Karabach

Die Berge von Nagorny Karabach im Hintergrund

Grenze nach Nagorny Karabach

in dem tiefen Tal dazwischen, etwa 400m tiefer, ist die Grenze

Die ganze Geschichte rings um Nagorny Karabach koennt ihr hier nachlesen.  Jedenfalls handelt es sich um ein derzeit von Armenien besetztes, irgendwie so halbautonomes Gebiet zwischen Armenien und Azerbaidschan, in dem bis heute offiziell Krieg herrscht, wenn auch seit 16 Jahren Waffenstillstand ist.  Alle Armenier die ich getroffen habe, schwaermen von der schoenen Gegend und betrachten das Gebiet als nun zu 100% zu Armenien gehoerig.  Die UNO sieht das etwas anders, aber wenn kuemmert das hier?

Jedenfalls habe ich mir das Visum schon in Yerevan besorgt, was nicht wirklich notwendig ist, man kann sich auch einfach in Stepanakert, der „Hauptstadt“ da, registrieren lassen und alles ist gut.  War aber insofern witzig, als das die Tante in dem Konsulat in Yerevan gelangweilt in einer Illustrierten blaetterte waehrend ich nicht im Zimmer war, die Lady an der Kasse spielte Solitaer an ihrem Computer, also sonderlich gestresst wirkten die alle nicht.  Was nicht bedeutet, dass man nicht doch dreimal ins Zimmer rein und wieder raus muss, zwischendurch Zettel ausfuellen, Pass abgeben usw., alles ganz ganz wichtig.
Die Grenze selber ist ein Witz.  Sitzen da zwei vor einem Bauwagen an einem Tisch unter einem Sonnenschirm am Strassenrand, rauchen ein paar Kippen und kontrollieren so nebenbei die Papiere.  Waehrend die meinen Pass beaeugten, raste einer mit seinem Auto einfach durch, der Typ pfiff zwar ordentlich in seine Pfeife, mehr konnte er aber auch nicht machen.  Auch egal.  Fuer mich gabs diese einfache Option leider nicht, die „Grenzkontrolle“ ist in einem sehr tiefem Bergtal, zu beiden Seiten gehts steil in Serpentinen hoch, keine Chance da schnell wegzufahren.

Stepanakert jedenfalls ist ne ziemlich armenische Stadt, unterscheidet sich aber durch ne Menge Neubauhaeuser, ich schaetze mal die hatten nach dem Krieg da ne Menge Platz fuer neue Gebaeude.  Ansonsten laufen ne Menge Typen in Uniform rum, aber das sollte nicht verwundern im besetzten Gebiet.  Die Armenier begreifen Nagorny Karabach so als nationales Aufbauprogramm, so wird weltweit Geld gesammelt um die Strassen da auszubauen oder auch ansonsten die Infrastruktur zu verbessern.

Agdam

Agdam

Agdam

Agdam

Mein persoenliches Highlight war Agdam.  Eine ehemals 100.000 Leute Grossstadt, also ein ziemlich grosses Ding, was komplett in Truemmern liegt.  Ruinen soweit das Auge reicht, unfasslich.  Also sollte mich nochmal wer mit Ruinen beeindrucken wollen, der muss sich aber schon sehr anstrengen demnaechst.  Problem:  Ein Besuch dieser Stadt ist verstaendlicherweise nicht in der Liste der erlaubten Orte enthalten, klar, solche Bilder will man nicht unbedingt von seinem Land vermitteln.
Ich bin trotzdem hin und bin da ewig mit einem bischen Angst im Nacken gleich verhaftet zu werden durch diese Ruinenfelder gefahren.  Und hab das Stadtzentrum gesucht, es sah aber alles gleich aus, wo soll das denn bitte sein?  Nach bestimmt ner Stunde suchen sah ich dann die zwei Minarette der ehemaligen Moschee, die zwei einzigen Gebaudeteile die aus dem ganzen Steinmeer da noch rausragten.  Leider standen davor ein paar Armeefahrzeuge und auf dem Minarett sah ich jemand stehen.  Mist, ich haette zu gern den Ausblick von da oben gehabt.  Aber der Lonely Planet warnt recht eindringlich davor, da ueberhaupt hinzufahren, gar Fotos zu machen, und alleine schon gar nicht.  Also erstmal abgedreht und Land gewonnen, will ja auch nicht, dass die meine Kamera konfiszieren oder so was.

Wer jetzt in so Vernunftkategorien denkt vergisst aber den Magnetismus der von so zwei einzeln stehenden Minaretten inmitten einer riesigen zerstoerten Stadt ausgeht.  Hat mich schon sehr gewurmt, so nah dran und dann da nicht hoch?  Also zurueck, wie die Katze um den heissen Brei, immer naeher ran.  Mir am Ende ein Herz gefasst, das Rad abgestellt, an den Soldaten vorbei die nur muede freundlich gruessten, den Typen auf dem Minarett von unten gefragt ob es ok ist wenn ich hochkomme, der sagt ok, also hoch.  Steht da ein 18jaehriger Milchbubi in Uniform mit einem Feldstecher und haelt irgendwie Wache.  War ganz freundlich, alles easy und nett.  Hab runtergeguckt, eigentlich sieht man auch nicht viel mehr, eben eine zerstoerte Stadt bis zum Horizont.  Mhmm, hab mich dann bald wieder verdrueckt und bin heile nach Hause gefahren.  Fotos von da oben zu machen hab ich mir dann aber doch nicht getraut.

Kirche Dadivank

200km fuer eine Kirche?

Dass die das mit der Grenze nach Armenien dann doch ernst meinen hab ich etwas spaeter erfahren muessen.  Laut Karte und laut Aussage der Konsulatsfrau in Yerevan gibt es naemlich noch eine zweite Strasse ueber die Grenze, diese sei aber nicht empfohlen usw.  Da es aber doof ist die gleiche Strecke zurueck zu fahren die man schon gekommen ist, dachte ich Versuch macht klug.  Macht er auch, naemlich zwei Doerfer vor der Grenze kommt so ein Dorfhaeuptling zu mir und erklaert mir, dass es da fuer mich nicht weiter geht, telefoniert auch nochmal mit der Polizei, da ist aber nuescht zu machen.  Im letzten Ort kommt der naechste und wirkt sehr sehr erleichtert als ich ihm sage ich muss wohl oder uebel zurueck.  Hab ich mir noch die letzte Kirche da angesehen und bin dann frustriert die 100km nach Stepanakert zurueck geradelt.  Hoi, 200km fuer eine Kirche, da koennt ihr mal sehen wie kulturinteressiert ich bin.

Museum der gefallenen Soldaten

am Ende bleibt ein gerahmtes Foto

kaputter Panzer

Bei Rot bleibe stehn, bei Gruen darfst du gehn, bei Gelb musst du warten, so kannst du sicher starten!

In Stepanakert gibts dann dieses Museum der gefallenen Soldaten.  Da haengen sie nun rum, einfach gerahmt, das letzte Mal in Reih und Glied.  Dazu gibts deren Waffen und ein paar persoenliche Ausruestungsgegenstaende zu sehen.  Am Ende bat mich die Museumstante etwas ins Gaestebuch zu schreiben.  Hab ich auch gemacht, aber sicherheitshalber in deutsch und mit Pseudonym, ich will ja nicht von einem armenisch-patriotischen Lynchmob durch die Strassen gejagt werden.
Jedenfalls, waehrend die anderen Gaestebucheintraege alle so den Ton hatten, wie schlimm, wie furchtbar, die armen Menschen usw., hab ich geschrieben, dass es sich hierbei ja nicht um irgendwelche unschuldigen Leute handelt, sondern um Soldaten im Krieg, die mit ner Knarre in der Hand andere Leute gekillt haben oder killen wollten und dass das eben dazu gehoert wenn man sich auf diesen Job einlaesst.  Und noch dazu wenn man dabei ist von einem Nachbarland Territorium zu erobern.
Ist doch Quatsch da sich da irgendwelche Bauern, Apotheker, Uebersetzer, Verkaeufer oder was die sonst so im normalen Leben sind oder geworden waeren, dass die sich da gegenseitig um die Ecke bringen.  Am Ende ist da keinen geholfen und immer so in Uniform mit schwerem Gewehr durch den Dreck robben ist doch auch nicht der Traum eines kleinen Jungen.  Lasst das sein, die Jungs auf der anderen Seite der Grenze wollen doch auch nur ihre Kuehe auf die Weide bringen.

Aber um auch mal etwas konstruktiv zu sein, kommt hier mein 5-Punkte Plan fuer die Loesung des Nagorny Karabach Konfiktes.  Liebe UNO, bitte zuhoeren:

  1. Das Gebiet gehoert voelkerrechtlich zu Azerbaidschan, also soll es auch dorthin wieder zurueck.  Kann doch dem Typen mit seiner Kuh egal sein, an wen er nun seine Steuern bezahlen muss.
  2. Dafuer brauchts natuerlich ne Garantie, dass die armenische Bevoelkerung in diesem Landteil so leben kann wie sie es gewohnt ist, sprich freie Religion, Sprache usw.  Man muss ja nun nicht in Armenien wohnen um armenisch sprechen zu koennen.  Keine Vertreibungen, keine Rache, keine Progrome als dankeschoen weils das Land zurueck gibt.
  3. Offene Grenzen in alle Richtungen.  Sprich die Armenier koennen easy ihre Verwandten in Armenien besuchen und andersrum, aber auch die Azerbaidschanis koennen sich da ansiedeln wenn sie noch Lust dazu haben.  Offene Grenzen zwischen den Laendern sollten auch wieder sowas wie Handel ermoeglichen, ich glaube da haben beide was davon
  4. Entmilitarisierung.  Keine Soldaten, kein Kriegsgeraet mehr in diesem Gebiet.  Nagorny Karabach wird die Schweiz des Ostens.
  5. Selbstverwaltung der ansaessigen Bevoelkerung, sprich weitestgehende Autonomierechte unabhaengig der Regierungen in Baku oder Yerevan.


So, ist doch ganz einfach.  Haendeschuetteln, Bruderkuss und dann ran ans Werk.  Habt euch wieder lieb.

zerstoerterter azerbaidschanischer Friedhof

zerstoerterter azerbaidschanischer Friedhof

Antifa

Wir sind ueberall!

Reifen flicken

Ich hatte bisher noch keinen Platten. Dafuer hat dieser Typ mit meinem Flickzeug (liegt da auf der Motorhaube) seinen Schlauch fuer den Autoreifen repariert.

Strecke nach Dadivank

So schoen siehts da manchmal aus, war eine grossartige Strecke. Leider mit wieder zurueck fahren muessen.

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in die Berge

19 Okt
grosses und kleiner Ararat

der kleine und der grosse Ararat

der Ararat

weil es so ein schoener Berg ist, hier nochmal der Ararat in Nahaufnahme

Nach nunmehr ueber 2 Wochen zu zweit radfahren musste ich mich erstmal ans alleine sein gewoehnen.  Die ersten zwei Tage brauchte ich um umzuschalten, seitdem gehts deutlich besser.  Hat auch ne Menge Vorteile alleine zu fahren, man faehrt so schnell man gerade will, macht ne Pause wenn man Bock drauf hat usw.  Sind aber ein paar eher einsame Tage gewesen, ausser ein paar Verkaeufern in eher unattraktiven Doerfern gibts da unterwegs nicht viel Leute zu treffen.

Leider liegen die meisten Sights, was ja meistens entweder Kirchen, Kloester oder alte Festungsruinen sind, nicht direkt an der mehr oder weniger einzigen Hauptstrasse die so Richtung Sueden fuehrt.  Sondern man muss immer 10 bis 20 oder mehr Kilometer so eine Art Stichstrasse in die Berge fahren, und da dann natuerlich auch wieder zurueck.  Und das wegen einer Kirche, die wahrscheinlich nicht so viel anders ist, als die anderen Kirchen?  Bisher hab ich mir das immer erspart, aber deswegen gabs auch nicht so wahnsinnig viel zu sehen ausser eben Landschaft und Berge.

Aber grosse Freude gemacht hat mir der Ararat am ersten Tag suedlich Yerevans.  Nachdem der sich ueber eine Woche komplett in Wolken versteckt hatte, war ausgerechnet an dem Tag, an dem ich losfuhr perfekte Sicht, und der Kerl hatte anscheinend in den letzten Tagen eine schicke neue Schneehaube bekommen.  So solls doch sein.

Strasse nach NovarankAnsonsten gibts einfach nur unendlich viele Hoehenmeter, nach dem Pass ist immer auch irgendwie vor dem Pass.  In den Bergen oben ist es durchaus als eher kuehl zu bezeichnen, das kaelteste war bisher morgens 1 Grad im Zelt.  Dafuer gibts hin und wieder doch ne aufmunternde Begegnung, etwa der Bioprofessor aus Yerevan, der netterweise englisch sprach und anhielt, als er mich im Schneckentempo den Berg hochschrauben sah, und mir ein paar leckere Weintrauben schenkte.  Die natuerlich sofort verstoffwechselt wurden.

Ein neues Allzeit-Geschwindigkeits-Maximum hab ich auch: 79,7 km/h!  Bei Rueckenwind, gerader und glatter niegelnagelneuer Strasse und natuerlich steil bergab.  Ich gebe zu, hinterher hab ich mal 2 Sekunden ueber einen Helm nachgedacht.  Und mich geaergert, weil ich die 80 nicht geknackt habe.  Ein paar Tage spaeter traf ich zwei Franzosen die auch per Rad unterwegs sind, und die fuhren, wie ich eben spaeter erst erfuhr, hinter mir, und der Typ hat an der gleichen Stelle, 1 Stunde spaeter, tatsaechlich 80,4 oder so geschafft.

Strasse nach Jermuk

Einen Abstecher hab ich doch gemacht, in ein Nest namens Jermuk, bekannt fuer seine zwei Skiabfahrten und fuer seine Mineralbaeder.  Das wollte ich mir nun doch geben, so ein heisses Bad, das waere genau das Richtige nach den kalten Tagen.  Und so fuhr ich also die 25km und 750 Hoehenmeter ordentlich den Berg hoch, um dann da anzukommen und wofuer?
Der Ort erinnert etwas an Karlovy Vary, jedenfalls muss er zu Sowjetzeiten mal ein wirklich exklusiver Kurort gewesen sein.  Heute stehen da ne Menge grosse Gebaeude leer, es erinnert etwas an den Weissen Hirsch in Dresden.  Und ich also rein in das Sanatorium, alles ganz edel und ganz schnieke.  Eine gelangweilte Aerztin mit laufenden Fernseher und Kreuzwortraetsel auf dem Tisch nahm mir ganz gewichtig den Blutdruck.  Und dann kam ich, von Schwestern in blauen Kitteln geleitet in so ein 2m hoch gefliestes Zimmer und darin stand – eine Badewanne.  Da durfte ich dann 10 Minuten lang mit Sanduhr drinne rumliegen.  Besonders mineralisch hat das Wasser nicht geschmeckt, aber truebe wars, wie seit 2 Wochen nicht gewechselt.  Super, 10 Minuten Badewanne fuer ca. 4 Euro und fuer 4 Stunden bergauf und 50km extra!  Sanatorien sind was fuer Leute, die nicht krank sind und sich trotzdem gern von Aerzten bemutteln lassen.  Und die definitiv zu viel Kohle haben.

Schlammstrasse

Soll ich, oder soll ich nicht? Ich soll nicht!

Ein weiterer Grund fuer dieses Nest war ein in der Karte eingezeichneter „Weg“ ueber die Berge nach Nagorny Karabach, den ich mir ueberlegt hatte zu nehmen.  Nach ewigen Rumfragen und nachdem mir jeder gesagt hatte die Strasse gaebe es gar nicht und gefaehrlich und ueber die Grenze usw. hat mir dann wer den Weg gezeigt.  Und danach hab ich mich entschieden doch die asfaltierte Hauptstrasse zu nehmen, siehe Bild.  Ist eine doofe Entscheidung, aber ich hab weich gemacht und ihr duerft mir die Freundschaft kuendigen.  Aber sich mit dem schweren Rad stundenlang durch den Schlamm wuehlen, ohne Wegmarkierung, bei Regen?  Nee, danke, hatte ich schon, ich weiss, das tut einfach nur weh.

Grabstein fuers Auto

an dieser Stelle kurz vor dem Abhang hat jemand seinem Auto einen Grabstein gesetzt

Was auch gar nicht geht ist in den hiesigen Restaurants essen zu gehen.  Die sind immer eingedeckt als waere Hochzeit und Weihnachten zusammen, so mit verschiedenen Glaesern und verschiedenen Bestecken, Tischdecke, Servietten usw. Und das immer an Tischen wo mindestens 10 Leute sitzen koennen.  Und wenn man sich dann so verstohlen an einen Platz setzt, kommt man sich echt vor wie eine Dampflock in der ICE-Waschanlage.  Wenn dann noch eine fuerchterlich laut uebersteuerte Band fuerchterlich schlechte Musik spielt und dann so Mittfuenfziger enthusiastisch tanzend reinkommen, dann kann man einfach nichts anderes tun als schnellstens zu fluechten.  Dann lieber selber kochen vorm Zelt.

Tokio Hotel ist out

Sieht ganz so aus als waere Tokio Hotel inzwischen langsam out

Immer wieder fragen die Leute wo man so herkommt.  Und sobald sie das Wort „Germania“ hoeren sagen alle Maenner, dass sie schon mal da waren, und dann zaehlen sie die Staedte auf wo sie schon waren: Magdeburg, Quedlinburg etc.
Haeh?  Die halbe in der DDR stationierte sowjetische Armee muss aus Armeniern bestanden haben!  Sagen aber alle: „Deutschland, gute Leute“.  Nur irgendwie erwiedern die Deutschen diese Liebe nicht, im Gegenteil, ich glaub so richtig beliebt waren die sowjetischen Soldaten nicht bei uns.

deutsches Auto

man sieht staendig deutsche Gebrauchtwagen, gerade Kleinbusse und Lieferwagen sind sehr beliebt

Ansonsten gibts ein paar recht lustige Woerter im russischen.  So heissen die oertlichen Minibusse „Marshrutka“. Das kommt von dem aus dem Deutschen uebernommenen Wort „Marschroute“, auf russisch „маршрут“, also „marschrut“.
Oder gestern meinte einer, weil an seinem Auto was kaputt gegangen war, irgendwas von dem „Schlamassel“, was mich echt hat grinsen lassen. 

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Gevorgs Hochzeit

11 Okt

Gevorg ist der Manager des Envoy Hostels, ich kenne ihn seit er mal in Dresden zu dieser Gomio-Hostelkonferenz zu Besuch war.  Seine Hochzeit ist auch der Grund, warum ich nun schon mittlerweile eine ganze Woche hier in Yerevan abhaenge.  Die Hochzeit und die Fete dazu waren nicht besonders gross aufgehaengt, es war auch nicht sonderlich traditionell armenisch, sondern relativ schlicht und einfach gehalten.  War trotzdem interessant und eine gute Feier.

Mario und Lolli

Hui, mein neuer Style. Aus der Rubrik: Erwachsen werden in kleinen Schritten. Lektion 3.

Jedenfalls hab ich mir noch ein paar schwarze Lederschuhe gekauft und das Jacket und der Schlips hat mir der neben mir stehende Italiener geliehen.  Dies ist die absolut einmalige Gelegenheit mich mal mit Schlips zu sehen.  Laut Aussage des Ausborgenden kostet die Krawatte 180 Euro.  Voellig verrueckt fuer einen nutzlosen Fetzen Stoff, aber wenn schon, denn schon.

Das Geschenk

mit viel Liebe verpackt

Mein Geschenk, ein Globus und eine Flasche bester Cognac (Ararat), habe ich versucht so gut wie moeglich zu verpacken.  Was aber gruendlich schief gegangen ist, weil das Papier nicht breit genug war und die Klebestreifen auf dessen glatter Oberflaeche nicht gehalten haben.  Also musste mein schwarzes Gewebeband herhalten.  Die Muehe haette ich mir auch sparen koennen, als ich endlich das Geschenk ueberreichen konnte, ist eh alles auseinander gefallen.

In der Kirche herrschte Hochbetrieb.  Hier wird quasi wie am Fliessband geheiratet, alle halbe Stunde wird eine Hochzeit durchgewunken.  Generell wird hier viel geheiratet, aber der 10.10.10 ist logischerweise besonders gefragt.  Kann man als Typ nicht so einfach vergessen.  (Ich frag mich gerade ob mein Sohn am 2. oder am 3. Maerz Geburtstag hat…)

Fotosession

nach der Kirche ist Fotosession. Die Lady in blau ganz links haettet ihr abends bei der Party tanzen sehen sollen, hui.

Foto mit Hochzeitspaar

diesmal die Variante mit mir und Italiener

mampf

nebenbei gibts Wein und ein paar Kleinigkeiten zu mampfen

Erics Kinder

zum suess finden

Gartenparty

hinterher gabs dann so eine Gartenparty

Hochzeitsfeier

Brautstrauss

die glueckliche Faengerin des Brautstrausses

Party im ClubAbends gings dann weiter in einem Club.  Erst ein bischen rumsitzen, es dauerte aber nicht lange bis auch getanzt wurde.  Los gings mit eher so traditionellem Tanz.  Ich hatte mich da erst ein bischen schuechtern, aber John Barleycorn half mir dann auf die Beine und dann wars eigentlich ganz lustig.

Erik

ein anderer Erik, schon mit amtlichen Schwimmring, Anwalt, aber ein ausgelassener und zugegeben ziemlich guter Taenzer

Jedenfalls aenderte sich die Musik bald zu so was wie Dancehall-Disco maessiges.  Naja, wenigestens kein Paartanz, sonst haette ich am Ende noch mit einer dieser kaukasischen Schoenheiten tanzen muessen.
Dieses Video taugt nur als Hoerbespiel, es ist viel zu dunkel.

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Yerevan

09 Okt
Yerevan

Yerevan

Also wenn ich ueber Yerevan vor ein paar Tagen geschrieben haette, dann haette ich diese Stadt in Grund und Boden geschrieben und Guttenberg um Luftunterstuetzung gebeten und dem irgendwas von einem entfuehrten Tanklaster erzaehlt.  Nerviger kalter Dauerregen, dunkel, grau, aggressiver Verkehr der einen wie ein Huehnchen ueber die ewig breiten Hauptstrassen rennen laesst, riesige Pfuetzen die von den Autos in meterhohen Fontaenen auf die Fusswege gespritzt werden.  Kalt, es macht keinen Spass draussen zu sein, Betonburgen, baeh.

Aber seit zwei Tagen ist die Sonne wieder da, auf einmal ist es nicht mehr spaetherbstlich sondern wieder sommerlich und die Stadt zeigt einen ganz

Yerevan im Regen

Yerevan im Regen - Platz der Republik

besonderen Charme.  An und fuer sich fand ich Tiflis schoener; kleinteiliger, engere Strassen, kleinere Geschaefte, aeltere Haeuser.  Aber Yerevan hat eine Bummel- und Cafe – Kultur wie sonst selten.  Es macht einfach Spass durch die belebten Strassen zu bummeln, die Leute sind freundlich, es gibt ne Menge kleinere Gruenguertel voller Cafes und der bleibende Eindruck ist irgendwie „relaxt“, „entspannt“, „easy going“.  Gerade werden nochmal ueberall Blumen gepflanzt und so Lichterketten aufgehaengt, weil am Sonntag ist Stadtfest, Yerevan wird 2792 Jahre alt.  So steht es jedenfalls auf den ganzen Plakaten.

Da ich ein bischen Zeit habe, hab ich mir auch so ein paar Sights gegeben, so mit Kirchen und grossen und

Trinkbrunnen

Trinkbrunnen

wichtigen Gebaeuden und so.  Ein grosses Ding fuer mich war das Genozid-Museum.  Da werden innerhalb weniger Jahre (1915-1922) von den Tuerken planmaessig 1,5 Millionen Armenier abgeschlachtet und bis heute haelt die Welt dazu die Klappe, weil die Tuerken es nicht drauf haben mal Entschuldigung zu sagen.  Und das ist, glaube ich, das Hauptding was die Armenier so kraenkt.  Da wird einem erstmal klar, welche Bedeutung Willy Brandts Kniefall in Warschau damals fuer die Polen hatte; eine Geste, die mit ein paar Jahrzehnten Abstand nicht viel kostet, aber echt ein grosser Schritt gewesen ist, vor allem fuer die Polen.

Backgammon im Park

Backgammon im Park

glueckliches Hochzeitspaar

glueckliches Hochzeitspaar

Streetart

Streetart - gibts, aber das sind echt Einzelstuecke

Erik und Jirair

Erik und Jirair - Vater und Sohn

Es gab auch ein paar interessante Leute zu treffen.  So ist Eric, einer der Betreiber des Envoy Hostels, eigentlich ein iranischer Armenier, sprich zwar Armenier, aber eben lebt die Familie seit einigen Jahrhunderten im noerdlichen Iran.  Waehrend des Iran-Irak Krieges sind die dann nach Australien gefluechtet, was irgendwie nur ging, weil sie dort Verwandte wohnen hatten.  Eric war damals 15 und es ging darum, dass er nicht von der Armee zum Krieg eingezogen wird, weil dessen Ende nicht abzusehen war.   Seine Mutter hat den Krieg live erlebt und auch von Gasangriffen von irakischer Seite auf die Kurdendoerfer in der Naehe mitgekriegt.  Erics Frau, ebenfalls Armenierin aus dem Iran, aber aus Teheran, gelang es, nach 7jaehrigen Kampf um die richtigen Papiere, nach Australien ausreisen zu koennen.  Und auch sie konnte von den Bombenangriffen auf Teheran berichten.  Heute sind sie hier zu Besuch in Yerevan und haben 3 praechtige Kinder zusammen.  Ich hab bisher noch niemand getroffen der so hautnah von einem Krieg erzaehlen konnte.

Jirair, Erics Vater, lebt heute noch im Iran.  Von ihm habe ich erste Infos ueber den Iran erhalten (und auch gleich seine Adresse).  Jedenfalls, in der Stadt in der sie leben, Umri, 500.000 Einwohner, gibt es 1600 christliche Armenier und auch noch ein paar andere Minderheiten.  Die haben jeweils ihre eigene Kirche und koennen ihre Religion auch relativ ungestoert ausleben.  Auf der Strasse tragen deren Frauen natuerlich Schleier, aber wenn sie unter sich sind, ist das nicht notwendig.  Jirair hat auch ein groesseres Haus mit Garten und macht aus den da wachsenden Trauben auch Wein fuer den Eigengebrauch.  Auch das geht also klar.  Ansonsten koennen Iraner ohne Visum immerhin in die Tuerkei reisen, also so ganz eingesperrt sind sie auch nicht.

David Mittagspause

kleine Mittagspause mit David

Eine andere Nummer war der Suedafrikaner mit dem ich in unserem Homestay ein Zimmer teilte.  Ich hab bisher nur Suedafrikaner getroffen, die immer gejammert haben wie beschissen es bei denen da unten laeuft, und man muesse um sein Leben fuerchten und die Schwarzen machen alles kaputt und das Chaos steht kurz bevor.  So jedenfalls der Tenor den ich von weissen Suedafrikanern bisher ausschliesslich gehoert hatte.  Und da stellt sich dieser Typ, David, hin und erzaehlt, dass eigentlich alles ganz entspannt sei, dass die Wirtschaft sich ganz gut entwickle, die Aussoehnung zwischen schwarz und weiss erfolgreich sei.  Natuerlich gibt es Sicherheitsprobleme, aber das sei in erster Linie eine Frage des falschen Ortes zur falschen Zeit.  Und er meinte, es gaebe recht viele liberale Suedafrikaner die so denken wuerden wie er.  Das hat mich wirklich angenehm ueberrascht.

im Envoy Hostel

Reisefuehrer lesen im Envoy Hostel

Ja, Homestay.  Leider mussten wir das grandiose Envoy Hostel fuer eine vorreservierte tschechische Rentnergruppe verlassen.  Das tolle am Envoy sind in erster Linie die Leute an der Rezi.  Es ist so unglaublich hilfreich wenn jemand fluessig englisch spricht, auf alle moeglichen Fragen eine Antwort weiss, auch mal einen Anruf macht um irgendwas rauszukriegen.  Und freies Internet, Tee und Kaffee, eine Gaestekueche und ein paar nette Traveller – mehr braucht ein gutes Hostel eigentlich nicht.

Jedenfalls bin ich jetzt in diesem „Homestay“ einquartiert.  Und penne tatsaechlich in so einer Neubaubude bei dieser Russenmutti mit grossen Hausschuhen.  Die erste Nacht im Wohnzimmer, weil die Zimmer schon voller Traveller waren, seitdem in einem der Zimmer.  Mutti hat sich derweil eine Matratze in die Kueche gelegt, ihr Sohn wurde zur Schwester ausquartiert. Besonders bemerkenswert fand ich diese „russische“ Armatur im Bad.

in Muttis Wohnzimmer

in Muttis Wohnzimmer

Armatur "Moskau"

"russische" Armatur. Funktioniert, man muss nur wissen welchen Hahn zu drehen. Kalt geht, warm ist der gruene Hebel links unten.

Schaufenster syrische Botschaft

Waehrend die syrische Botschaft in diesem Aushang fuer die Sehenswuerdigkeiten im Land wirbt...

Schaufenster chinesische Botschaft

... zeigen die Chinesen ein paar Meter weiter lieber Staerke.

Bilder im Militaermuseum

in so einem Museum ueber den Krieg in Nagorny Karabach werden vor allem stolze oder tote Helden praesentiert. Etwas ueberrascht hat mich allerdings, dass Bud Spencer mit dabei war

Handschuhe

warme Handschuhe kann man immer gebrauchen

neues Transportmittel

die naechste Tour will ich mit dieser Kiste machen

Mario mit Gaertner

Wenn man mit diesem Typen unterwegs ist, steht man immer neben dem Mittelpunkt. Ciao.

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Das Wunder von Spitak

05 Okt
one Size fits all

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Um die folgende Geschichte zu erzaehlen muss ich ein wenig ausholen.  Es beginnt mit einem Tag an dem es, mal wieder, regnet.  Es ist aber was anderes aus einem nassem Zelt aufzustehen als aus einem trockenem warmen Hotelzimmer.  Also abwarten, noch ne Stunde Zeit irgendwie totschlagen, warten das es aufhoert mit regnen.  Im Zweifelsfall koennte es auch den ganzen Tag regnen, wer weiss.  Aber nein, netterweise hoert es gegen den spaeteren Vormittag auf.

Dann noch fix so eine Burg besichtigt, da gabs aber nicht viel zu sehen ausser ein paar oller Ruinen.  Dann gings aber wirklich los.  Geht erst ganz gut, dauert aber nicht lange, da kommt der naechste Pass.  Also hochgeradelt, schoen im Schrittempo, es bewoelkt sich immer mehr und bald faengt es wieder an zu troepfeln.  Was solls.  Endlich oben ist da ein Tunnel.  Am anderen Ende regnet es in Stroemen.  Kein Problem Regenzeugs an, und dann die Abfahrt runter.  Wobei bei so einer steileren Abfahrt mit entsprechenden Geschwindigkeiten eigentlich gar nichts trocken bleibt, es spritzt von unten, von oben sowieso, die Regentropfen peitschen eiskalt ins Gesicht.

super Wetter

super Wetter

Unten ist es dann definitiv Zeit fuer eine Pause.  Netterweise steht da sogar so ein groesseres Restaurant rum.  Wir rein, ordentlich nass.  Alles ist festlich eingedeckt fuer eine Hochzeit, die Tische zu Tafeln zusammen geschoben.  Kein Platz fuer uns, die Putze wischt kopfschuettelnd hinter unseren nassen Tapsen her.  Wir in die Kueche, irgendwas bestellt, kriegen einen Warteplatz und am Ende das Essen in Plastetueten.  Hallo, es regnet, wenn wir draussen essen woellten haetten wir das schon gemacht.  Naja, nach einem bischen hin und her kriegen wir so ein Separee, mampfen unser Zeugs und sehen zu dass wir vom Acker kommen.

Ziegenherde

man beachte diese grossartige "Strasse"

Auf der Strasse, zur Abwechslung mal eher eben, ist dafuer recht starker Verkehr und vor allem ein sehr entnervender Gegenwind.  Man rackert sich ab und kriegt trotzdem bei aller Muehe nicht mehr als 10 km/h auf den Tacho, wirklich frustrierend.  Alles in allem ein Tag, den man eher nur unter sportlichen Aspekten irgendwie gut findet.

Und an einer wirklich absolut x-beliebigen Stelle machen wir kurz ne Pinkelpause und pinkeln einfach so an den Strassenrand.  So weit, so gut.  Und dann sagt Brandon: „Is that weed?“  Ich hab ungefaehr ne halbe Minute gebraucht um zu verstehen was er da sagte, guck mir das Kraut am Strassenrand etwas genauer an und hey, tatsaechlich, hier stehen einfach so ein paar huebsche Pflanzen in voller Bluete am Strassenrand rum.  Wenn unsere Stimmung, auf einer Skala von 1 bis 10, vorher bei ungefaehr 2 war, da machte es ploetzlich wupp – und sie war ploetzlich bei, sagen wir 9,5!  Ui hatte ich gute Laune.

ernten

ernten

Wir haben eine ganze Gemueseplastetuete voll geerntet, ich hab jetzt urploetzlich, keine Ahnung, 40 oder 50 Gramm Gras, mehr als wir jemals klar kriegen koennten in der Zeit hier.  Hui.

Jedenfalls fahren wir mit neuem Elan noch etwas weiter.  Finden einen ganz passablen Zeltplatz, dauert aber nicht lange kommt der Bauer an und fragt den ueblichen Kram, woher, wohin, wie viele Kinder, pipapo.  Und laed uns in sein „Haus“ ein, was sich als eher so Feldlaube herausstellt.  Von Felderde dreckige Dielen, dunkel und dazu ein Typ mit dem man sich nur schwer und langwierig mit ein paar Brocken russisch unterhalten kann.  Keine Frage, der war total lieb und nett, es gab Kaffee, er hat uns ein paar seiner Kartoffeln gekocht und uns ein paar Aepfel geschenkt.  Aber dafuer wollte der auch ewig nicht nach Hause gehen.

Blueten

dafuer fahr ich auch mal gegen den Wind

Dann irgendwann doch.  Und es wurde ein gar wirklich grossartiger Abend.  Da hocken wir nun, nach so einem nervigen Tag in dieser Feldhuete, irgendwo zwischen Schaufeln und einem voellig durchgelegenen Bett, sind satt, es ist trocken und waermer als draussen, haben quasi ein Haus fuer uns.  Und auf dem Tisch ne volle Plastetuete.   Mangels Papers haben wir aus einem der von ihm geschenkten Aepfel geraucht.  Die Situation war so absurd, wir haben uns kaum eingekriegt.  Sehr lustig.

unsere Huette

unsere Huette

drinnen

drinnen werden dann liebevoll 4 Kartoffeln gekocht

Kunstfoto

spaeter entstehen dann Kunstfotos wie dieses

Strassentreffen

Strassentreffen

Naja. naechsten Tag ein bischen laenger geschlafen, alles fein aufgeraeumt und dann an diesem Tag tatsaechlich noch bis Yerevan gefahren.  Unterwegs haben wir diese Typen getroffen, ein Oesterreicher und zwei Australier, auch auf dem Landweg ueber den Iran nach Pakistan und dann Indien.

schwitzend

Manchmal kommt man ins schwitzen...

Speisekarte

... dann freut man sich ueber eine aussagekraeftige Speisekarte ...

Psycho

... entdeckt interessante neue Orte ...

Kueche

... darf auch mal einen Blick in die Restaurantkueche werfen ...

Regenbogen

... und kriegt am Ende eine kleine Belohnung.

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3 Comments

Posted in Armenien

 

Tiflis-Stepanovan

02 Okt

Der Unterschied zwischen einer grossen Klappe und der Wirklichkeit ist ungefaehr der gleiche wie der zwischen einem Blick auf die Karte und der tatsaechlichen Strasse.  Jaja, ich fahre in 2 Tagen von Tiflis aus nach Armenien, das sind keine 200km bis zur Grenze…  Haha, am Ende hat es 3 1/2 Tage gedauert, und keiner davon war als leicht zu bezeichnen.  Ich fahre mit Brandon, dem Ami aus Chicago, wir hatten uns in Tiflis kennen gelernt.  Klappt auch ganz gut, manche Dinge gehen zusammen besser als alleine, und vor allem schmeckt das Essen abends besser.

bei Sandro vorm Haus

bei Sandro vorm Haus

Los gings erstmal mit ner amtlichen Bergetappe, und da wir erst mittags gestartet hatten, waren es abends nur 25km, diese aber quasi ununterbrochen bergauf.  Oben treffen wir nen Typen beim Pilze suchen, der uns auch prompt zu sich nach Hause einlud.  Feine Sache das, 2 Flaschen Wodka, lecker gebratene Pilze und eine leidlich gute Konversation, weil der konnte etwas englisch.

Ansonsten haben wir nichts ausgelassen.  Regen, Schlamm, steile Berge, schlechte Strassen, brennende Sonne, nasses Zelt.  Naja, eben alles wie es sein soll, wir haetten ja auch die kurze Hauptstrasse hierher fahren koennen.  Aber nein, sieh mal, die weisse Strasse da ueber die Berge, die sieht so interessant

Brandon und ich

Brandon und ich

aus, die hat so viele schoene Kurfen…

Dafuer kommt man an den wirklich hinterletztem Doerfern vorbei, wo die Leute nur noch bloede gucken wenn da zwei schwer bepackte Radler durchfahren.  Dafuer sind die Typen da wirklich extrem hilfsbereit, selbst die einfachste Frage wird in der Gruppe hundertfach diskutiert und am Ende wird wer organisiert

der englisch versteht.  Mein russisch macht auch kleine Fortschritte, ich kann mittlerweile tatsaechlich wieder einfache Unterhaltungen fuehren.  Etwa: „Wo ist Wasser“ etc.

Fruechte am Strassenrand

Fruechte am Strassenrand

Dabei ist das mit dem Wasser nun wirklich gar kein Problem, mangels Wasseranschluss in den einzelnen Haeusern laufen in saemtlichen georgischen Doerfern auf der Strasse so Wasserhaehne, man braucht nur seine Flasche drunter zu halten.  Ganz gross.

In einem der Doerfer trafen wir einen Typ, dessen Hund hiess Obama, weil „er ist schwarz und er ist gut“.  Einmal zelteten wir auf einer Kuhwiese neben der Strasse, kommt frueh der Kuhhueter, und weil er gerade nichts anderes hat schenkt der uns eine halbe Schachtel Zigaretten.  Einfach s0, weil irgendwas muss man den Fremden ja schliesslich schenken.

Eselkarren

Eselkarren

Naja, jedenfalls haben wir es nach Armenien geschafft, an der Grenze ging eigentlich alles gut klar.  Hier heute in diesem Ort, auf der Suche nach nem Hotel und Internet in einem Laden gefragt.  Antwortet die Lady im allerbesten deutsch.  Sie ist hier die Deutschlehrerin, war schon 4x in Deutschland.  Na so eine Freude, haben wir uns ne Weile unterhalten.  Sie wuerde mich gerne in die Schule einladen, damit die Kids da mal echtes Deutsch hoeren, aber leider ist Samstag und morgen wollen wir weiter fahren.  Waere ich alleine, waere ich den Tag geblieben, wann sieht man schon mal eine armenische Schule von innen.  Na sei es drum, war trotzdem eine tolle Unterhaltung.

auf dem Hochplateau

auf dem Hochplateau

im Regen

im Regen

lecker festgebackener Lehmdreck

lecker festgebackener Lehmdreck

Camping am Stadtrand

Camping am Stadtrand

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