RSS
 

Archive for the ‘Iran’ Category

Bye Bye Iran

11 Jan
Kirche in Tabriz

Es mag verwundern, aber in jeder groesseren Stadt im Iran gibt es eine christliche Minderheit und die haben auch ihre Kirchen - Kirche in Tabriz

Reichlich 2 Monate im Iran waren eine sehr interessante Zeit fuer mich.  Der Iran ist ein spannendes Land voller Gegensaetze: es gibt viele moderne aufgeklaerte Menschen, genauso wie die traditionellen Religioesen; es herrscht ein Regime was anscheinend keiner mehr haben will, aber mit dem man auch ganz gut leben kann; mittelalterliche Gesetze kontrastrieren mit dem Drang nach Kermkraftwerken.

Als Reiseland bietet der Iran etwas, was ich so noch nirgendwo in der Welt gefunden habe, und das macht ihn wirklich einzigartig:  Das Gefuehl als Tourist wirklich ein willkommener Gast zu sein.  Nirgendwo sonst auf der Welt die ich kenne, kommt man so einfach den Menschen so nahe.  Man ist nicht ein anonymer Teil der Statistik wie in Europa und auch kein laufender Geldautomat wie in Asien.  Man wird hier von den Menschen tatsaechlich herzlich willkommen geheissen, man wird von viel aermeren Menschen grosszuegigst eingeladen und die Menschen sprechen offen und ehrlich mit einem.  Dafuer gibts, auf ner Skala von 1 bis 5, fuenf volle Punkte.

Kirche in Hamadan

Es sieht so aus, als ob der Iran religioese Minderheiten durchaus respektieren wuerde - Kirche in Hamadan

Esfahan

Die Kirchen sind immer mehr oder weniger versteckt und gerne auch mal zugeschlossen, ist aber kein Wunder, die Gemeinden sind klein und man trifft sich dann nur zu bestimmten Anlaessen in der Kirche - Kirche in Esfahan

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

Esfahan

In Shiraz gibt es etwa 35 christliche Familien - Kirche in Esfahan

Der Iran ist durchaus preisguenstig, aber nicht billig (ausser Benzin, Transport).  Reisen ist sehr sicher, ich habe nie Angst um meine Sachen gehabt und habe auch von sonst niemanden gehoert, der bestohlen wurden waere.  Die (normale) Polizei ist genauso supernett wie die ganzen Leute hier, ich hatte, bis auf eine Ausnahme wo sich ein paar Leute ein bischen wichtig machten, nie irgendwelche Probleme.  Auch beim bezahlen wird man hoechstselten uebervorteilt, ausser von Taxifahrern und mit denen hatte ich gluecklicherweise wenig zu tun.  Es gibt recht wenig Touristen, deswegen gibt es auch, ausser in den Hauptdestinationen Esfahan, Yazd und Shiraz, auch keinerlei touristische Infrastruktur die irgendwie auf westliche Besucher ausgerichtet waere.  Das hat natuerlich Vor- und Nachteile, aber auf jeden Fall ist ein Aufenthalt hier authentisch, man kriegt gewiss kein Touri-Disneyland vorgesetzt.  Dafuer trifft man als Alleinreisender „off the beaten track“ auch teilweise wochenlang keine anderen Traveller, was mich dann mit der Zeit aber wirklich frustriert hat.

Als Fahrradland ist es nur mit Einschraenkungen zu empfehlen.  Man sollte lange monotone Strecken auf teilweise vielbefahrenen Autobahnen abkoennen, schoene Strecken gibt es natuerlich auch, aber die muss man immer muehsam suchen.  Dazu kommen groessere Entfernungen ohne irgendeine interessante Abwechslung, teilweise faehrt man mehrere hundert Kilometer durch aehnliche Landschaft.  Dazu kommen eine quaelende Hitze im Sommer und gefrierende Naechte im Winter.  Dafuer hat man keine Not mit bellenden Hunden oder Steine werfenden Kindern und die Strassen sind in der Regel ausgezeichnet.

Teheran

In Urmia dagegen, im Nordwesten Irans, gibt es etwa 450 armenisch-christliche Familien, das ist etwa 1% der Bevoelkreung - Kirche in Teheran

Teheran

Es gibt syrisch- und armenisch-orthodoxe Kirchen, katholische, anglikanische und protestantische - Kirche in Teheran

Der Sehenswuerdigkeiten gibt es so ein paar, aber eigentlich, fuer ein Land dieser Groesse, gibts nicht viel zu sehen.  Am Ende sind es Moscheen, Basare und ein paar traditionelle Haeuser und ein paar ehemalige Palaeste.  Das stoert mich persoenlich jetzt nicht so dolle, aber wer deswegen reist, ist hier schnell fertig.  Eine grosse Enttaeuschung ist das Essen, eintoeniges Fastfood aus Kebabs, Sandwiches und iranischer Pizza.  Selbst bei Einladungen nach Hause wird am Ende doch irgendwie alles, frueh, mittags und abends, mit Brot gegessen.

Auf jeden Fall waere dies kein Land, in dem ich mich fuer laengere Zeit niederlassen moechte.  Dafuer ist es mir einfach zu spassfrei. Alles was, in meiner Welt, irgendwie Freude macht, ist hier verboten: Facebook, Youtube, alles andere als traditioneller Musik, tanzen, Genussmittel, es gibt keine Kneipen, Frauen leben in ner Parallelwelt.  Die einzige Abwechlsung und typische Freizeitvergnuegen hier sind Verwandtenbesuche und das allgegenwaertige Picknick irgendwo draussen.  Es gibt zwar Kinos, aber ich bin sicher dass Pamela Anderson hier keine besonders guten Karrierechancen hat.  Aber wer Spass am beten hat, hat hier auf jeden Fall genug zu tun.

Ein weiterer Vorteil des Iran ist noch:  Es gibt garantiert keine israelischen Traveller und man muss keine Sorgen haben, um der naechsten Ecke irgendwo ein knutschendes Paerchen zu stoeren.  Fazit:  Kann man auf jeden Fall schon einmal machen, aber ich muss demnaechst nicht unbedingt nochmal hierher fahren.  Ich hatte auf jeden Fall ein gute Zeit und dafuer danke an all die lieben Iranis die mir Hilfe anboten, kleine Geschenke machten unterwegs, mich beherbergten oder sonstwie versuchten, mir eine gute Zeit zu bereiten.

Gottesdienst in Teheran

Gottesdienst in Teheran

Shiraz

Kirche in Shiraz

Share
 
2 Comments

Posted in Iran

 

stinken fuer die Freiheit

11 Jan

Zu einer ordnungsgemaessen Iran-Reise gehoert natuerlich auch eine Nacht bei der Polizei.  Irgendwie war es die letzten Tage nicht besonders aufregend, die Landschaft zwar ganz schoen, aber das nun auch schon in der dreizehnten Wiederholung, die Orte einer wie der andere.  Da machte sich ein wenig Ueberdruss, um nicht zu sagen Langeweile breit, und man faehrt eben so seine Kilometerchen ab.  Aber fuer Unterhaltung wird gesorgt!

gefaehrliches Foto

gefaehrliches Foto - Tee trinken am Check-Point

iranischer Polizist und Soldat

das gleiche Foto nochmal anders, diesmal mit Soldaten

Da haelt ein Auto neben mir, drei Maenner drin, alles in zivil: „Passport!“  Nun wird man hier nie von der Polizei nach dem Pass gefragt, wohl aber von Betruegern, die den Pass fuer was auch immer brauchen.  Deswegen gabs den Pass nicht von mir, aber die Ansage, dass sie ihn gerne in der naechsten Polizeistation sehen koennen.  Stellte sich spaeter raus, das waren schon echte Bullen, nur eben Geheimpolizei oder so was.  Jedenfalls haben dann die Bullen ohne Uniform die Bullen mit Uniform geholt und den Rest der Strecke gings weiter auf der Rueckbank des Polizeiautos.

Das war deswegen so aergerlich, weil es 35km vor der Kueste passierte.  Da faehrt man 4600km quer durchs Land, ueber nicht wenige Berge, und dann hat die Ankunft an diesem Ziel, persischer Golf, das Meer, schon eine ziemliche Bedeutung.  Da dann endlich mit dem Rad am Wasser anzukommen, tausend Mal ausgemalt, ein grosser Erfolg, ein erreichtes Ziel, das ist ne dicke Nummer.  Stattdessen sitze ich in diesem doofen Bullenauto und sehe das Meer durch die Fensterscheibe.  Das ist wie, wenn man am Strand in stundenlanger muehsamer aber liebevoller Arbeit eine schoene grosse Kleckerburg baut, mit drei Tuermen und zwei Eingaengen, und dann aufsteht um sie Mutti zu zeigen, und dann kommt jemand und zertrampelt sie.  Ich haette sie erwuergen koennen!

Dann fing der Spass aber erst an.  Eigentlich waren alle fast immer nett, ich war eher ne Kuriositaet.  Was den Chef da nicht davon abhielt, alle meine Taschen zu durchsuchen, erstmal den Lonely Planet und zwei andere Buecher zu beschlagnahmen und die Bilder meiner Kamera durchzusehen.  Und dann waren da ein paar Fotos die ihm nicht gefielen, zwei mit irgendwelchen Uniformierten drauf, eines von einer Wahlkarte von der letzten Wahl.  Und dann ging ein Fragenmarathon los, das mir hoeren und sehen verging.  Warum habe ich diese Fotos gemacht, wann, wo?  Welche Strecke bin ich gefahren, wen habe ich getroffen, habe ich Freunde im Iran, kenne ich Leute in Deutschland die fuer die Regierung arbeiten, woher habe ich diese oder jene Telefonnummer, was arbeitet meine Mutter, mein Vater, meine Schwester, warum mache ich Fotos von Strassen? Pi pa po.  Voellig nervend.

gefaehrliches Foto

noch so ein staatsgefaehrdendes Foto: Eigentlich wollte ich das Fernsehinterview fotografieren, was kann ich dafuer das da so ein Aufpasserheini im Bild rumsteht?

Dann wurde ich in die naechste Polizeistation gefahren, hier wiederholte sich die ganze Szene, ich wurde nacheinander von zwei verschiedenen Leuten, alle in zivil, die sahen nicht anders aus als die ganzen anderen Mohammeds auf der Strasse, zu jeden moeglichen und unmoeglichen Kram befragt.  Das Dumme ist, man weiss nie, mit wem man es zu tun hat. Wer ist das, welche Funktion hat der, ist der wichtig?  Aber Fragen ohne Pause: Warum ich im Iran bin, womit ich mein Geld verdiene, wie viel Geld ich dabei habe, wieso treffe ich Iraner, kenne ich Iraner in Deutschland… Meine Strassenkarte wurde mehrfach aufs genaueste untersucht.
Aber mal im Ernst: Wenn ich einen Spion in den Iran schicke, waere es dann schlau den auf einem Fahrrad durch die Gegend fahren zu lassen?  Das ist so unauffaellig, da kann man hier auch gleich nackig baden gehen.

Strassenfoto

Warum machst du Fotos von Strassen? Keine Ahnung, weil ich viel auf Strassen unterwegs bin und weil es mir gefallen hat?

Nach sechs Stunden dachte ich, die Sache waere endlich vorrueber, fahren die mich in ein anderes Gebaeude, wo ich dann die Nacht verbringe.  Vorher findet der noch mein Tagebuch in meinem Rucksack.  Da hat man dann ueber Nacht genug Zeit sich die Situation schoen auszumalen.  Fuer jemand, dem man irgendwie verdaechtig erscheint, muessen so etwa 50 engbeschriebene Seiten immer so mit Datum vorneweg doch wie ein Geheimdossier, oder noch schlimmer, ein Buchmanuskript  vorkommen.  Hinten drin waren auch einige Notizen fuer diverse Blogeintraege.  Jedenfalls genug Stoff, um daraus nen Journalismusvorwurf zu drehen.

Man weiss ja auch nie an wen man geraet.  Ich bin in Deutschland schon zu ner Haftstrafe auf Bewaehrung verurteilt wurden fuer was, was ich gar nicht gemacht habe, einfach weil die Aussage eines „Polizeibeamten“ mehr wert ist als das Gestammel meiner Peilerfreunde.  Ich will damit sagen, ich hab  mehr Vertrauen in einen israelisch-palaestinensichen Friedensvertrag als in Richter oder Polizisten und da kann man hier im Iran sicher noch ne Potenzzahl dahinter schreiben.  Da muss man nur mal an den falschen Typen geraten fuer den man die fehlende Sprosse auf der Karriereleiter ist = nicht lustig!

Am naechsten Tag durchsucht einer nochmal mein Zeug.  Mir reichts langsam, das geht mir echt auf den Wecker, da durchwuehlt wieder irgend so ein Schnueffler meinen Privatkram, was geht den das denn an?  Und er findet auch gleich wieder was, unter anderem ein paar Tan-Listen und ein Blatt mit ein paar  Passwoertern, u.a. fuer dieses Blog hier.  Ich dachte schon, jetzt sei alles aus. Ich bin sicher, beim lesen einiger dieser Artikel hier, haben die garantiert ein anderes Verstaendnis von Humor als ich. Und sehen so Tan-Nummern, fuer wen der kein Online-Banking kennt, nicht eher wie irgendwelche Geheimcodes aus? Man wird dann so langsam paranoid.

Kirchentuer in Shiraz

Hast du wirklich keine Religion? Warum machst du dann Fotos von Kirchen?

Jedenfalls gabs da genug Stoff fuer mich, mir ordentlich Sorgen um meine Zukunft zu machen.  Eine kleine Freude hatte ich. Als die in meinem Rucksack ein paar Kondome fanden, meinte ich, dass ich diese ja hier im Iran nicht braeuchte.  Hab mir gar nichts dabei gedacht, aber die verbissenen Gesichter als die verkniffen antworteten „Aber in Georgien oder Armenien schon?“, uh das hat mir gut getan.

Jedenfalls, am zweiten Tag gabs noch ein weiteres und das letzte, nunmehr vierte, laengere Verhoer.  Nun muss man wissen, den ganzen Tag radfahren, dabei schwitzen, im Zelt pennen, da ist nicht viel mit waschen.  Ist ja auch kein Ding, man ist an der frischen Luft und wenn man in eine Stadt kommt und da bleiben will, geht man in ein Hotel und duscht und alles ist gut.  Die Gelegenheit hatte ich in diesem Fall aber nicht; und so verspruehte ich dann auch ein entsprechendes Aroma.  Zugegeben, ich haette mich da an diesem Waschbecken auf dem Klo irgendwie waschen koennen und ich hatte auch frische Socken im Ruecksack.  Aber Widerstand faengt im Kleinen an und man muss es den Freaks hier ja nicht noch angenehm machen.  Und wie sie dann reinkamen, erstmal alle Fenster und Tueren aufmachten und Duftspray verspruehten, ich haette mich wegwerfen koennen waere mir nur irgendwie zum lachen zu Mute gewesen.

hebraeische Schrift

Oh nein, hebraeische Schrift! Sorry Jungs, das war ne Sehenswuerdigkeit im Iran.

Mein Glueck war vielleicht auch, dass die keine Computer in ihren Bueros haben, von Internet ganz zu schweigen.  Alles wurde schoen handschriftlich mit Blaupapier protokolliert.  Nun neige ich aber nicht dazu die Polizei zu unterschaetzen, keiner weiss gern seine Passwoerter bei der iranischen Polizei.  Mein Glueck war auch, dass die nicht deutsch koennen und es wahrscheinlich etwas aufwendig waere einen Uebersetzer zu finden, so bleiben viele meiner Notizen wohl unverstanden.

Am Ende haben sie mich nach 26 Stunden laufen lassen.  Mit der Ansage, den Iran auf schnellsten Weg zu verlassen, nicht mehr auf diese Insel zu fahren wo ich eigentlich noch hinwollte.  Mein Vergehen war es angeblich, auf einer Strasse gefahren zu sein, die fuer Touris nicht erlaubt waere.  Das ist aber ein Vorwand, sowas habe ich hier noch nie gehoert.  Und es gab die Ansage und das soll ich allen sagen: „We control every tourist.“  Na wenn das mal keine nette Einladung ist.
Der wollte mir klar machen, dass natuerlich auch Auslaender die Regeln hier zu befolgen haetten, sprich die machen hier die Regeln und nicht die Touris.  Da klang er dicke durch, der trotzige Nationalstolz.  In Dresden stimmt das Wahlvolk  fuer eine Bruecke, die zwar so teuer ist wie drei kleinere andere und der Weltkulturerbetitel ist hinterher weg, aber immerhin es ist deren eigene Entscheidung und keine Einmischung von irgendwelchen schlauen Leuten aus dem Westen oder gar aus dem Ausland.  Hirnverbrannt, hier wie dort, aber funktioniert.

Leute

Wer ist das? Wo hast du die getroffen und warum? Worueber habt ihr geredet?, Warum machst du nur Fotos von armen Leuten?

Naechsten Tag fahre ich weiter.  Aber es ist nicht mehr das Selbe.  Jetzt verstehe ich auch, warum hier ueberall die Khomeini-Khamenei Bilder rumhaengen, das ist irgendwie die staendige Erinnerung, wir haben dich im Blick, wir passen immer auf was du machst.  Gruselig.
Ich fahre ein Stueck, haelt vor mir ein Polizeiauto, drei Polizisten steigen aus, winken mich ran.  Ich denke, oh nein, jetzt haben sie doch noch was gefunden.  Stattdessen ist es der ganz normale Wahnsinn, die haben nur angehalten um mir die Hand zu geben, zu fragen ob alles ok sei, ob ich Hilfe brauche und mir eine gute Reise zu wuenschen.  Spaeter krieg ich von so nem Checkpoint-Soldaten noch 2 Orangen geschenkt, insgesamt werden es an diesem Tag 6 Orangen und 2 Aepfel.  Verueckt.  Allesamt so liebe und freundliche Leute und dann gibts ein paar hypernervoese Vertreter der Diktatur und die machen alles kaputt.  Aber die Einschuechterung funktioniert, ich antworte ausweichend wenn irgendwer vor mir ueber den doofen Achmi schimpft, weiss ich ob das echt ist oder vielleicht ein Zivi?  Selbst den Blog hier fuer meine restliche Zeit im Iran abzuschalten, ist ja schon so ne Art von Selbstzensur.  So wirds gemacht.  Ich will nur anmerken, es ist leicht in einem einigermassen liberalen Land wie Deutschland laut „Revolution“ zu schreien, die Sache sieht ein bischen anders aus, wenn fuer einem tatsaechlich was auf dem Spiel steht.

Aber das ich zwar hirntot bin, aber die Reflexe noch funktionieren, zeigt folgende kleine Nebengeschichte.  Ich sitze da so in diesem Zimmer rum und hab sozusagen einen Tag Erholung bei freier Verpflegung, sprich, ich langweile mich natuerlich sehr.  Und hab dann mit dem Kuli ganz klein was an die Wand gekritzelt „Fuck the system“ und „Freedom for Iran“.  Mir war gerade irgendwie danach, sollten die natuerlich nicht lesen, aber ich wollte schon noch ein Statement abgeben.  Wenig spaeter viel mir ein, dass das jetzt hier nicht wirklich ne langweilige Biostunde in der Schule ist, wo ich noch irgend einen anderen Bloedsinn zu „Marcus liebt Sandra“ unter der Schulbank hinzuschreibe. Sondern dass ich hier in irgendeinen Versammlungsraum des iranischen Staatsschutzes rumsitze und die das sicher nicht besonders lustig finden, wenn sie das finden.  Und dann hab ich eine gefuehlte Ewigkeit damit zugebracht, den Kuli auf Oelfarbe mit Spucke und Finger irgendwie wieder von der Wand zu entfernen, staendig mit einem Blick auf die Tuer, das ja auch keiner guckt oder reinkommt.  Eigentlich hab ichs nicht anders verdient, Knast wegen Bloedheit.

Ich hatte dann sicherheitshalber als erstes dieses Blog hier zu gemacht, ich hatte keine Lust mehr noch ein Risiko einzugehen, das System hier werde ich damit eh nicht zum wanken bringen.  Jetzt ist er wieder da, und das ich das jetzt hier schreiben kann, zeigt, dass ich raus aus dem Iran bin und alles ist gut.  Puh.

Share
 
2 Comments

Posted in Iran

 

Dinge, die so nerven

01 Jan
Blick morgens aus dem Zelt

Sonnenaufgang - Blick morgens aus dem Zelt

Hui, endlich wird es langsam waermer.  Ich naehere mich der Golfkueste, letztens waren es morgens sogar schon 5 Grad im Zelt und mittags brutzelt die Sonne schon richtig.

Bevor ich jetzt anfange zu schwaermen, ist das vielleicht mal eine Gelegenheit, sich ueber all die Dinge auszulassen, die hier nicht ganz so dolle sind.  In Wirklichkeit aergere ich mich tagtaeglich eigentlich vor allem ueber ein paar Probleme an der Heimatfront, da das aber hier nichts zu suchen hat, ziehe ich eben ueber die Iraner her.  Da koennen die gleich mal merken wie es so ist fuer andere der Jude zu sein.  Also:

1. Motorradfahrer

Motorradjungs

Motorradjungs - zwei von vielen

Motorradfahrer mit Energy-Drink

die haben mir nen Energy-Drink ausgegeben und mir 20km lang den Weg gezeigt

In all den kleinen Nestern die man so passiert, haengen immer ne Menge Leute einfach am Strassenrand rum und langweilen sich und vertroedeln die eintoenigen Tage:  „Hey guck mal, wasn das, ein Radfahrer?  Ausm Westen, lass mal mit dem Motorrad hinterherfahren…“
So oder so aehnlich stell ich mir die Gedanken oder Kommunikation vor.  Mein typisches Iran-Geraeusch wird das Knattern eines Motorrad-Motors sein.
Und die haben ne Menge Zeit und ne Menge Geduld.  Erst naehert sich das knattern vorsichtig von hinten, dann ist es neben einem.  Dann kommt der Versuch der Kommunikation, aber meine Farsi-Kenntnisse reichen nicht viel weiter, als dass ich eben 2 Monate im Iran bin, woher ich komme und wohin ich fahre und dass ich alleine unterwegs bin.  Das ist an und fuer sich in wenigen Minuten abgegessen.  Aber das Ereignis ist so gross und der Tag ist so lang und das Benzin ist so billig, ach da kann man ja noch ne Weile nebenher fahren.
Dummerweise sind die Jungs auch immer so verdammt freundlich und freuen sich, dass man die auch nicht einfach verjagen kann.  Und die denken wahrscheinlich, sie seien die Ersten und Einzigsten und ich freue mich ueber die Gesellschaft.  Aber so bald die dann irgendwann endlich abdrehen, dauert es keine fuenf Minuten und der naechste Motorrad-Ali faehrt neben einem her, stellt genau die gleichen Fragen usw. usf.

2. Mosaferkanehs

Mosaferkaneh

Mosaferkaneh - gemuetliches Zimmer

Mit einer Mischung aus Geiz, Prinzip und Gewohnheit steuere ich in den groesseren Orten unterwegs immer die billigsten aller moeglichen Quartiere an.  Und das sind hierzulande eben jene „Mosaferkaneh’s“, quasi die iranischen Hostels.  Es gibt Mehrbettzimmer, wobei ich meistens dann doch ein Zimmer alleine nehme und dafuer dann alle Betten bezahle, aber Traveller trifft man ausser in den ganz grossen Staedten sowieso keine und irgendwie bin ich den Luxus eines Einzelzeltes nun schon sehr gewoehnt.
Jedenfalls haben die Teile ganz oft so richtig knochenharte Betten, so wie Bretter mit ner duennen Stoffschicht drauf.  Ich hab mir schon manche Male noch die Isomatte drunter gelegt, damit ich ueberhaupt pennen konnte.  Eventuell gibts noch nen Tisch mit ner Plastetischdecke, eine Sparlampe macht weisses Neonlicht.  Ansonsten ist der Teppich im Durchschnitt 50 Jahre alt, dazu stehen immer Badelatschen als „Hausschuhe“ bereit, die vor mir schon geschaetzte zweitausend andere Gaeste an hatten.  Maenner diverser Koerperformen schlurfen mit heissen Teekesseln durch das Haus.  Ich habe niemals eine Heizung erlebt, die man abstellen konnte, sprich es waren nachts auch sehr gerne 25 Grad und mehr im Zimmer.  In einigen dieser Teile gab es gar keine Dusche, bei anderen bezahlt man dafuer extra und wenn mal eine Klo- oder Duschtuer abschliessbar ist, dann ist das ein echtes Ereignis.  Sicherlich wird auch manchmal sauber gemacht und vielleicht auch manchmal die Bettwaesche gewaschen.  Ich liebe mein Zelt, hat auch keine Dusche, kostet dafuer aber auch nichts.

3. Einkaufen

Geschaeft

ein gutes Geschaeft?

Ueblicherweise gibt es so kleine Laeden, die fuer mich interessanten sind entweder Gemueselaeden oder die fuer alles industriell hergestellte, Nudeln, Dosen, Marmerlade etc.
Leider ist es aber so, dass aber natuerlich keiner der Laeden immer genau das da hat, was ich so brauche.  Zwar gibt es Marmelade und Kuchen, aber keinen Kaese, oder keine Tomatensosse etc.  Im Gemueseladen gibt es zwar Aepfel, aber keine Zwiebeln usw.  Alles eigentlich kein Problem, da geht man in den Nachbarladen, der hat dann die fehlenden Haferflocken und wenn dann immer noch Bohnen fehlen, geht man eben noch einen Laden weiter.  Sprich man stueckelt sich so ueber verschiedene Laeden seine Sachen zusammen.
Tja, das waere schoen einfach, wenn man einfach in einen Laden gehe koennte, kaufen was man will und weiter.  Aber man muss natuerlich dem Verkaeufer erstmal erzaehlen wo man herkommt, wo man langfaehrt, ob man verheiratet ist usw. Inzwischen haben die im Nachbarladen und zwei Leute von der Strasse auch geschnackelt, dass hier was ungewoehnliches passiert, kommen rein und man erzaehlt alles gleich nochmal oder wer erzaehlt den anderen das. Und so geht das von Laden zu Laden, genau das gleiche Spiel immer wieder von vorn.  Auf jeden Fall dauert es immer ne kleine Weile bis man die einfachsten Dinge zusammen gekauft hat.

4. Nachmittgspause

nachmittags ist tote Hose

nachmittags ist tote Hose - und ach ja, die kleineren Orte sehen auch alle genau so und immer irgendwie gleich aus

Im Sommer ist es hier nachmittags so heiss, dass niemand gerne arbeiten moechte.  Kennt man ja auch aus anderen Laendern, dann ist quasi Siesta und gar nuescht passiert.  So auch hier, zwischen etwa 13 und 17 Uhr ist so ziemlich alles geschlossen.  Dann gehen die Leute nach Hause, essen was, verstecken sich vor der Sonne, liegen rum und ruhen sich aus.
Dummerweise ist es aber derzeit Winter und es ist nachmittags eher angenehm fruehsommerlich warm, aber die Gewohnheit ist nunmal so.  Und gegen fuenf wird es auch schon wieder dunkel, wenn man nicht mehr auf dem Fahrrad sein moechte.  Sprich man muss schon ein bischen aufpassen die Zeiten richtig zu timen.  Und wenn man in so einem Nest einen halben Tag  Pause macht, dann macht man in der Zeit wirklich Pause, weil es gibt rein gar nichts zu tun.

5. Beschilderung

Weggabelung

Tja, oeffnen sie die linke Tuer oder die Rechte?

Die grossen Hauptstrassen sind sehr gut ausgeschildert, in Farsi und in Englisch.  Leider sind diese Hauptstrassen eigentlich immer vierspurige Autobahnen, was zum radfahren wirklich total nervt.  Vor allem der ewige Krach, das Roehren und Rauschen und Pfeifen und Brummen – ein Alptraum.
Leider ist es ebenso ein kleiner Alptraum, die kleineren Strassen zu finden.  Dazu braucht es viel Geduld und man kann sich auf etliche Kilometer Weg nur fuer die Sucherei gefasst machen.  Kleinere Strassen die von den Autobahn-Hauptstrassen abgehen sind gerne gar nicht beschildert, im besten Fall ist die Beschilderung inkonsistent oder nur in Farsi.
Man kann natuerlich Leute fragen, die schicken einen aber immer wieder auf die ganz grossen Strassen, weil die denken was fuer ein Auto gut ist, kann fuer ein Fahrrad nicht schlecht sein.  Und alles was keinen Asfalt hat, kommt denen als Strasse gar nicht in den Sinn.
Auf der Karte sind ein paar interessante weisse Nebenstrassen eingezeichnet.  Die koennen tatsaechlich alles sein, von nicht existent ueber ganz steinige schlechte Sandwege ueber kaum befahrene kleine Traumstrassen bis zu gut ausgebauten Strassen.  Das Problem ist, man weiss es nie, lohnt es nach der Strasse jetzt lange zu suchen oder nicht.  Und Leute fragen kann man auch nur, wenn es einen Ort auf dieser Strasse gibt der in der Karte steht, sonst kann man es den Leuten einfach nicht erklaeren was man will.  So endet man leider oft genug auf einer der groesseren Strassen, einfach weil die Sucherei zu aufwendig ist.

Share
 
No Comments

Posted in Iran

 

misslungene Bekehrung

27 Dez

Also, as a matter of fact, es gibt keinen Wein in Shiraz.  Ich fange schon an zu ueberlegen, ob man nicht Cola irgendwie vergaeren koennte, genug Zucker ist ja drin.  Ein bischen Hefe rein, ne Weile warten und fertig ist der Cola-Sekt.  Wuerde das irgendwie funktionieren?

Kletterwand

Hui, ich hab ne Kletterwand gefunden!

Shiraz ist sehr schick, eine sehr angenehme Stadt, es gibt Parks mit Orangenbaeumen, es ist auch nicht allzu kalt, es gibt ein bischen Kram zum angucken, die Leute sind wie immer total freundlich.
Highlight ist das Grab eines gewissen Hafez, ein Dichter der im 14. Jahrhundert so rumgedichtet hat und quasi sowas wie der Goethe der Iraner ist.  Kann sein seine Buecher sind verbreiteter als der Koran (was man von Goethe und der Bibel vielleicht auch sagen kann).

Aber so langsam werde ich ein bischen muede vom so Zeugs angucken.  Eine Moschee ist doller als die andere und am Ende sind sie alle gleich.  Ueber den Basar zu wandern ist ein bischen so, als wuerde man, nachdem man schon im Karstadt in Berlin, in Dresden und in Hamburg war, nun auch noch den Kaufhof in Bremen besichtigen.  „Wow, hier gibt’s also auch gelbe Plasteeimer, sehr beeindruckend.“

Selbst die uebliche Kommunikation mit den lieben Leuten hier kann ich schon mitsingen.  Where from, Beruf, wie lange da, verheiratet, wie gefaellts dir?  Ich bin nicht der Einzige der sich ueberlegt einen MP3-Player mit den ueblichen Antworten zu bespielen und dann je nach Frage einfach auf den jeweiligen Titel zu druecken.  Sprich, ich spuere, es ist langsam an der Zeit, mal das Land zu wechseln.

Verkehrsinsel

Verkehrsinselgestaltung

Besuche ich eine der Moscheen hier.  Kommt im Hof so ein Typ auf mich zu und faengt ungefragt an, mir alles zu erklaeren.  Na gut, ich lasse ihn reden, will ja auch nicht unhoeflich sein.  Geht mit mir rein, erklaert da noch weiter so rum.  Fragt dann, ob ich Lust haette mit in sein Buero zu kommen.  Da sagt sich schlecht nein, wenn dich einer schon 20 Minuten zugelabert hat.

Und dann sitzen wir da und ich frag mich, wovon der so redet und dann wird mir langsam klar, dass der gerade dabei ist mich bekehren zu wollen.

Ich braeuchte eine Religion als Guide um ein guter Mensch zu sein.  Ein guter Mensch?  Hallo, das Thema ist doch aber nun schon lange durch.  Hast du sonst noch was zu bieten?
Und ich braeuchte eine Religion, damit ich keine Suenden begehe.  Sag mal, hat der sonst keine Probleme als meine Suenden?  Lasse meine Suenden doch bitte mein Problem sein, ich kann mit der menchlichen Natur ganz gut leben statt sie unterdruecken oder bekaempfen zu wollen.
Vor allem, Suenden, sind das nicht die ganzen Dinge die so irre viel Spass machen?  Spass, wovon dieser Typ garantiert keine Ahnung hat.  Nee, nee, ich mach gerne so weiter wie bisher und nenne es einfach nicht Suende sondern Vergnuegen, und alles ist gut.
Ich bin dann gegangen, ich halte solche Unterhaltungen fuer absolut fruchtlos und sinnlos.  Der wird mich natuerlich nicht bekehren und ich werde den bestimmt auch nicht in die naechste Technoparty im Lederclub schleppen.  Und ansonsten geht mir so frommes Gesuelze einfach nur endlos auf den Keks.  Abtreten bitte, haben wir nicht nen Clown im Angebot, oder nen Jongleur, nen Zauberer, irgendwas lustiges waere mir deutlich lieber.

Jaghob

Jaghob

Ein paar Tage vorher traf ich diesen Typen, Jaghob, und habe eine Nacht bei ihm uebernachtet.  Der trainiert taeglich auf seinem Rennrad, betaetigt sich auch als Trainer fuer den Nachwuchs, gewinnt das eine oder andere Rennen im Iran, betreibt einen Radladen und ist sozusagen eine ganz grosse Leuchte in der Fahrradszene hier im Iran.  Ich durfte mir stundenlang vor seinem Rechner Bilder von Radfahrern und Raedern usw. ansehen.
Was leider nicht so gut geklappt hat war seine Ehe.  Geheiratet vor 3 Jahren, er war 26, sie 17, davor hatte er aber schon ne Weile gut alleine gelebt.  Und auf einmal kriegt man so ne junge Lady in die Wohnung gestellt, die dann fragt wo man herkommt, was man gemacht hat usw. Das ging nicht klar, das konnte ich sehr gut nachempfinden.  Zum kochen hatte er einen ganz einfachen zweiflammigen Gaskocher, das reicht fuer ihn, meinte er.  Nur seine Frau wollte nen schicken grossen Herd.  Dafuer gabs dann kein Geld, dafuer hat er aber eine kleine Sammlung Carbonraeder rumzustehen.  Ich verstehe auf jeden Fall, das ein paar gute Fahrraeder wichtig sind, aber wenn man sich einen Hamster in die Wohnung stellt, dann muss man dem auch ein Laufrad kaufen, sonst guckt der immer so traurig aus seinem Haeuschen.
Jedenfalls ist seine Frau erstmal wieder zu Mutti gezogen und er freut sich seine Bude wieder fuer sich zu haben.

Leider sind viele Fotos von meiner Kamera einfach irgendwie verschwunden, ich kann das hier gerade leider nicht sehr gut illustrieren 🙁

Share
 
1 Comment

Posted in Iran

 

Frauen im Iran

26 Dez

Frau im Tschador

Wie wir alle wissen, ist der Iran nicht als das frauenfreundlichste Land der Welt bekannt.  Diese werden hier auf verschiedenste Art und Weise diskriminiert, das geht bei der Kleiderordnung los, bei der Frauen viel restriktivieren Gesetzen zu gehorschen haben, ueber deren weitaus schlechteren Rechte etwa bei Ehescheidungen bis hin zu den Jobaussichten.  Ueblicherweise bleiben die Frauen hier zu Hause und kuemmern sich um Haushalt und Kinder.

Das Bild was man so hat, ist gepraegt von Frauen, komplett verhuellt im schwarzen Tschador, was im Sommer auf jeden Fall eine Quaelerei ist.  An den Bushaltestellen gibt es zwei Schlangen, beim Baecker genauso, Frauen und Maenner sitzen im Bus getrennt.  Sieht aus wie Apartheid, nur gegen Frauen statt gegen Schwarze.
Wenn du als Frau im Iran mit dem falschen Typen verheiratet wirst und der dich schlecht behandelt, dann moechte ich nicht tauschen, dann hast du wahrscheinlich nicht so viel zu lachen.

Frau

Aber die Frauen hier zu Opfern zu schreiben, nimmt diesen erstens die Wuerde und zweitens entspricht dies auch einfach nicht den Tatsachen.  Ich habe mir viel Zeit gelassen mit diesem Artikel, weil das ist ein ziemlich schwieriges und vor allem ziemlich komplexes Thema und es gibt ziemlich viele verschiedene Wirklichkeiten, so wie es auch sehr verschiedene Menschen und Lebensumstaende gibt.

Jedenfalls wirken die Frauen gar nicht so unterdrueckt wie wir sie vielleicht gerne sehen wollen.  Man sieht staendig auch Frauen unterm Tschador zufrieden lachen, Maedchenschulklassen ziehen kichernd durch die Strassen und die paar Frauen, deren Bekanntschaft ich machen durfte, wirkten allesamt sehr selbstbewusst, gebildet und wussten genau was sie wollten.

Es ist zwar Pflicht ein Kopftuch zu tragen, der Tschador ist aber keine Pflicht.  Die, die diesen tragen, und das ist grob geschaetzt vielleicht die Haelfte der Frauen, tun dies freiwillig oder eben aus religioeser Ueberzeugung oder aus familiaeren Zwaengen,Frauen

zumindestens ist es nicht staatlich vorgeschrieben.  So richtig komplett zugezogen sind gerade aeltere Frauen, und ich kenne niemanden, der deswegen jetzt an Herzdruecken sterben wuerde, weil er nicht alle Koerperformen genau ersehen kann.

Und es gibt durchaus, im Rahmen der bestehenden Kleiderordnung, die Moeglichkeit sich attraktv zu kleiden.  Da rutscht das Kopftuch weit nach hinten, da wird ein kurzer Rock oder Kleid ueber die Hose gezogen (eine Mode, die auch, zumindestens in Ostdeutschland, unter den etwas schuechterneren Frauen durchaus ebenso populaer ist), Absatzschuhe sind auch mit Tschador kein Tabu und Lippenstift und andere Schminke sieht man in den Staeden oefters.  Und da Kleidung ja vor allem im Verhaeltnis zueinander funktioniert, kann man schon schnell sehen wer sich die Muehe macht etwas schicker auszusehen als die anderen.

alte Frau

Frauen fahren Autos, deren Autos scheinen auch die einzigen zu sein, die eine Bremse haben.  Auch wenn die Oeffentlichkeit Maennerbereich ist, nehmen Frauen am oeffentlichen Leben teil, gehen einkaufen, arbeiten, treiben Sport usw. Ich habe Frauen im Internetcafe an den Einstellungen am Rechner spielen sehen, da wusste ich nicht mehr was die da eigentlich machen. In der Schwimmhalle haben die eigene Zeiten, es gibt Radrennen fuer Frauen und vor allem habe ich nicht schlecht geguckt, als da in Teheran 4 Frauen mit Kletterseil und Ruecksaecken aus den Bergen kamen.

Es ist aber genauso ueblich, dass die Frauen wie selbstverstaendlich zu Hause den Tee und das Essen servieren und der Typ dazu auf dem Teppich rumliegt.  Das ist hier so die Rollenverteilung und alle, Maenner wie Frauen, wachsen mit diesem Rollenbild auf und es ist einfach selbstverstaendlich so.  Das kann man nun doof finden oder auch nicht, aber am Ende steht ja immer noch die Frage, wer denn zu Hause tatsaechlich die Hosen anhat (oder das Kopftuch auf), das macht sich ja nicht nur an der Hausarbeit fest.

RadlerinnenGenerell finde ich eigentlich, dass Maenner Frauen respektvoll gegenueber treten.  Das bestaetigen auch einige weibliche Traveller.  Ich habe verschiedene alleinreisende Frauen getroffen und sie alle gefragt, wie sie denn klar kommen und ob es fuer sie schwierig sei im Iran zu reisen.  Einhellig haben alle gemeint, dass es gar kein Problem waere, dass sie mit Maennern wie Frauen gleichermassen reden und das sie eine unkomplizierte und gute Zeit haetten.  Vielleicht ist das auch der Auslaenderbonus, aber es stellt anscheinend kein Problem dar auch als Frau alleine durch den Iran zu reisen.  Ich hab sogar von einer alleinreisenden Radfahrerin gehoert.

FrauenIch behaupte jetzt mal, trotz vielfacher gesetzlicher Diskriminierung, hat man als Frau im Iran durchaus Moeglichkeiten am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen und ist nicht nur an Heim und Herd gebunden.  Das habe ich in anderen islamischen Laendern, vom Marroko bis Aegypten, bei denen bestimmte Vorschriften nicht wie hier im Gesetzbuch sehen, schon ganz anders erlebt, da sieht man teilweise gar keine Frauen auf den Strassen bzw. moderne Sportarten, Arbeit in der Oeffentlichkeit etc. sind da komplett undenkbar.

Hier ist lange nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen und von Gleichberechtigung sind Frauen hier noch meilenweit entfernt.  Aber es liegt, wie auch bei uns und ueberall, auch an den Frauen ob sie die Moeglichkeiten nutzen oder nicht.
Und mich wuerde ueberhaupt nicht wundern, sollte es hier irgendwann mal knallen, dass gerade Frauen in den ersten Reihen mitlaufen.  Mit ueber 50% Frauen an den Universitaeten, von denen dann der uebergrosse Teil zu Hause bleibt, das muss doch maechtig frustrieren, so nur zum Spass studiert zu haben.

Frau im Iran

Lemminge

Freundinnen

SchuelerinMaedchen

Share
 
4 Comments

Posted in Iran

 

(schiitischer) Islam in Aktion

16 Dez

Also so rein islamtechnisch ist hier gerade die Hoelle los.  Es findet gerade das Aschura-Fest statt, und das ist verbunden mit ner Menge Paraden und grossen Happenings in den Moscheen.  Aber erstmal der Normalzustand:  In den schiitischen Moscheen steht meistens so ein mehr oder weniger heiliger Schrein, ueblicherweise ein gruener Kaefig, der dann von allen angetatscht und abgeknutscht wird.  Ich hab hier ungefaehr 2 Milliarden Fotos von Moscheen und Minaretten, alle ganz doll mit bemalten Fliesen, Mosaiken, goldenen Kuppeln, pi-pa-po.  Das erspare ich euch jetzt mal lieber, aber hier mal eine Innenaufnahme einer Moschee, das war noch in Teheran.  Man beachte bitte auch die Spiegeldecken ueberall, da kann einem echt schwindelig werden mit der Zeit.

Moschee in Teheran from Michael Lottes on Vimeo.

Wenn Religion Opium fuers Volk ist, dann wird in Qom. ca. 150km suedlich Teherans, das Heroin kiloweise verteilt.  Qom ist nach Mashhad die zweitheiligste Stadt im Iran, alle Frauen laufen im Tschador rum und alle wichtigen islamischen Gelehrten kommen hier aus diesen Schulen, u.a. so ziemlich die ganze Regierung.  Der Mittelpunkt ist noch so ein Heiliger Schrein, diesmal fuer die Schwester eines gewissen Imam Reza.  Aha.  Jedenfalls auch so ein riesiges Gebaeude mit einigen verschachtelten Innenhoefen, drinnen alles so mit Spiegelmosaiken belegt und richtig, richtig viele Leute.  Dabei ist noch nicht mal Freitag.

Moschee in Qom

Heiliges Dingsbums von Qom

Ich war auch der einzige Nichtmuslim in dem Laden,jedenfalls hab ich keinen anderen Traveller gesehen.  Spaeter sammelten sich die Leute in einer grossen Halle und ich war schon ganz gespannt was jetzt kommt.  Dazu muss man wissen, dass es in dieser Stadt eigentlich sonst nichts anderes zu tun gibt, und da war mir ein bisschen Moscheen-Entertainment eigentlich ganz recht.  Ich machte aber den Fehler nochmal in einen der aeusseren Hoefe zu gehen, wo mich dann ein Aufpasser ganz freundlich darum bat, das Gebaeude zu verlassen, weil das sei jetzt nur noch fuer Muslime.  Hat mich eine viertel Stunde Fussweg gekostet um die Moschee rum zum anderen Eingang wieder rein zu kommen.  Dafuer stand ich dann aber in diesem riesigen Saal, bestimmt tausend Leute drin, die sich alle gleichzeitig auf Kommando verbeugen oder aufstehen.  Nach hinten waren da mindestens nochmal so viele Leute und hinter einer Absperrung dann auch noch die Frauen.  Jedenfalls, da spuert man die Kraft die in einem gemeinsamen starken Glauben steckt.  Sowas ist in Mitteleuropa lange verloren und da bin ich auch nicht sauer drueber.  Man hat zusammen zwar ne Menge Bums, vor allem wenn alle nach einer Pfeife eines Vorbeters tanzen, aber mir ist es irgendwie lieber mich um meinen eigenen Kram zu kuemmern.

im Hazrat-e Masumeh from Michael Lottes on Vimeo.

In einem der Innenhoefe in Qom fanden jedesfalls an dem Tag, an dem ich da war, verschiedene Umzuege statt.  Die liefen da entweder mit Trommeln rum, oder schwenkten enthusiastisch riesige Fahnen (gruen, rot und schwarz) oder folgten eben so einem Wagen mit Vorsinger.  War auf jeden Fall ne Menge los, also von Glaeubigenbespassung verstehen die was.   Auch wenn ich das Gefuehl hab, dass die bei diesem Gesinge von diesem Wagen etwas bei der Love-Parade abgeguckt haben.

das wird spaeter mal ne Love-Parade from Michael Lottes on Vimeo.

Wie sich rausstellte waren das die ersten Tage eben jenes Aschura-Festes.  Das ist das wichtigste Fest der Schiiten und erinnert an den Maertyrertod eines gewissen Hussein, ein Enkel Mohammeds.  Der verlor vor 1300 Jahren mal eine aussichtslose Schlacht, weswegen die Schiiten bis heute eine Minderheit unter den Muslimen sind.  Und das ist ein entsprechend grosses Trauerfest, ueberall haengen schwarze Fahnen, es werden traurige Reden geschwungen.  Zum Hoehepunkt, dieses Jahr am 16. Dezember, sind wirklich alle Laeden geschlossen, die Staedte sind wie ausgestorben und alle nehmen an den diversen Veranstaltungen teil.  Etwa wie hier in dieser Moschee; um die Verbundenheit mit Hussein zu zeigen, schlagen sich die Jungs mit aller Kraft auf die Brust, um so zu zeigen, dass sie bereit sind jederzeit fuer diesen Hussein oder sonstwen selber zu Maertyrern zu werden:

und das koennte irgendwann mal ein Rockkonzert werden… from Michael Lottes on Vimeo.

Ansonsten finden eine Menge Prozessionen statt, an denen sich die Leute teilweise mit Ketten oder gar Schwertern selber schlagen, Kamele werden geschlachtet und vor allem werden so eine Art Passionsspiele aufgefuehrt, in denen die Story um den verlorenen Kampf nachgespielt wird.  Die Roten sind die Boesen (heute die Sunniten), die Gruenen sind die Guten und verlieren.

Passionsspiele zum Ashura-Fest 2010 from Michael Lottes on Vimeo.

Jedenfalls kochen zu dieser Zeit die Gefuehle ueber.  In Teheran gab es 2009 aus diesem Anlass fette Demonstrationen gegen die Regierung, die in Strassenschlachten endeten.  Deshalb sind dieses Jahr sind saemtliche Ashura-Feierlichkeiten in Teheran verboten.
Man sieht auch wie ernst der sunnitisch-schiitische Konflikt ist, weil jedes Jahr gibt es zu diesem Anlass Anschlaege von Sunniten auf dieser Feierlichkeiten, dieses Jahr starben 38 Leute bei einen Bombenanschlag im Suedostiran.  Kleine Gemeinheiten erhalten die Feindschaft.

Ashura Fest from Michael Lottes on Vimeo.

Share
 
No Comments

Posted in Iran

 

Operation Wüstensturm

15 Dez
Sandduenen

Sandduenen

Irgendwo hinter Esfahan beginnt dann oestlich die Wüste.  Besonderen Spass machten diese Sanddünen, man kann da so hochlaufen und dann runterspringen und lauter so lustige Sachen machen bei denen man hinterher auf jeden Fall ne Menge Sand ueberall kleben hat.  Ein grosser Spass ist es auch, da auf dem Motorrad durch den Sand zu pfluegen.  Ich hatte auch das Vergnuegen, aber nur mit hinten drauf, ich bin noch nie in meinem Leben selber Moped oder Motorrad gefahren.  Ich glaube das ist auch ganz gut so, deswegen bin ich naemlich (wer das mit „h“ schreibt ist uebrigens daemlich) noch am Leben, weil man wird damit, leider auch bei meinem Fahrstil, einfach mal gefaehrlich schnell.  Aber darum musste man sich an dieser Stelle eigentlich nicht sorgen.

Motorrad in den Duenen

man duest da so mit dem Motorrad durch den Sand

Fluss in der Wueste

der Fluss durch die Wueste

Normalerweise ist dieser Fluss so trocken wie deine Freundin wenn du im Bett anfaengst Witze zu erzaehlen.  Aber jetzt im Winter fliesst da Wasser, besonders schoen in diesem Abendlicht und weil das einer der wenigen Tage war, an dem mal ein paar Wolken am Himmel zu sehen waren.  Der Fluss riecht nach Ostsee, und das hat mich schon etwas gewundert.  Hab kurz das Wasser gekostet und kein Wunder warum, das Wasser schmeckte total salzig.
Das ist wirklich einer der Gründe warum es sich lohnt mit dem Fahrrad zu fahren, weil oeffentliche Verkehrsmittel an solche Stellen gibt es nicht und mit dem Auto oder Motorrad faehrt man durch diese Gegend wohl einfach durch.  Mit dem Rad bleibt man da eben mal haengen und dann erlebt man solche schicken Momente.

Strasse durch die Wueste

die Strasse durch die Wueste

Strasse

Strasse

Asfaltsstrasse

gerettet - Asfaltsstrasse

Es gibt auch eine grosse Hauptstrasse durch die Wüste, diese ist aber langweilig und todoede.  Deswegen also auch der Versuch sich da auf kleineren Strassen durchzuschlagen.  Das hat auch soweit gut geklappt und es war wirklich wunderschoen einsam und ruhig, auf einer kleinen Sandstrasse immer Richtung Südosten, mehr oder weniger 100km einfach immer geradeaus.  Das mag oede klingen, aber ich habe dieses Stueck Strecke sehr genossen.  Einsamkeit ist nur furchtbar, wenn man unter vielen Leuten ist.  Wenn man da mitten im Nirgendwo mit sich selbst alleine ist, dann ist es eher das totale Gefühl der Freiheit.  Wunderschoen.  Wer das einmal erlebt hat, der kann nicht mehr zurück in die Dreiraumwohnung mit Frau und zwei Kindern, Kleinwagen und 2 Wochen Rimini in Sommer.  Das geht einfach nicht mehr, das erscheint dann wie ein Gefaengnis.

Nur leider kam am zweiten Tag ein sehr starker Wind auf, der den naechsten Tag noch viel staerker wurde.  Und leider ging die Strasse dann auch für ca. 25km genau gegen den Sturm.  Meine Lieblingsband hat dieses Gefühl mal in jene goldenen sechs Worte gefasst: „Immer mitten in die Fresse rein.“  Da kann man nichts machen ausser das einfach nur ertragen, so wie man Wahlplakate ertragen muss, aber es nervt auch genau so.

Die Realitaet stimmt auch leider nicht unbedingt mit der Karte überein.  Es gibt ausser den eingezeichneten Strassen noch ne ganze Menge andere Wege die immer wieder kreuzen und nie weiss man genau wo man ist und was man nun eigentlich machen soll.  Schilder gibts keine und wenn doch mal, dann in Farsi und zum fragen ist niemand da, die naechsten 100km im Umkreis ist wahrscheinlich kaum eine Menschenseele.  Und sich verfahren koennte aber schnell kritisch werden, weil Mampf und Wasser reichen nur eine bestimmte Weile und irgendwann sollte man schon an einem bestimmten Ort rauskommen, um Nachschub zu organisieren.  Ich bin streckenweise einfach nach Kompass gefahren.  Ui, und was für ein schoenes Gefühl ist es dann endlich wieder auf eine Asfaltstrasse zu stossen, den Asfalt bedeutet Leben!  (So, ihr Strickpullioekos, das wollte ich schon immer mal plausibel machen. Meinungen?)

Zelt

das Zelt in der Wueste

Die letzte Nacht zerrte der Sturm so sehr am Zelt, dass dieses sich so sehr im Wind beugte, dass es dann flach auf mir lag.  Kein besonders schoenes Gefühl, da so mit Platzangst im Schlafsack mit einem Zelt was keine 3 cm überm Kopf sich im Wind biegt.  Die Kenner werden jetzt sagen, nicht richtig abgespannt. Danke, das hab ich jetzt auch gelernt.  Und waehrend ich noch überlege ob ich lieber rausgehe und noch ein paar Schnüre spanne, macht es Wupp und das Zelt hat sich auf der Windseite losgerissen und fliegt mir foermlich um die Ohren.  Was für ein tolles Gefühl, man sitzt dann mitten in der Nacht mitten in der Wüste innerhalb eines Segels und kann das nur mit seinem Koerpergewicht irgendwie am Boden halten.  Dann sich in dem Teil irgendwie anziehen, Stirnlampe auf und dabei flattert und zieht es an allen Ecken und der Wind heult.  Hui, habs dann irgendwie wieder fest gekriegt und auch fast nichts verloren im Wind und dann sogar noch ein paar Stunden Schlaf gefunden.  Aber ich wette das Kite-Surfen wurde in so einem Flugzelt erfunden, nur das man besser ausserhalb des Drachens ist und die Lenkschnüre besser in der Hand hat.

Tomb in Yazd

Tomb in Yazd

cordless Taxi

sehr praktisch, ein Taxi ohne Leine

Radladen

das kann man wieder aufbauen

Atomkraftwerk

Ist das ein Atomkraftwerk oder eine Moschee? Ich dachte, ich mach einfach mal ein Foto, wenn ich in 5 Minuten nicht umstellt und verhaftet bin, dann ist es eine Moschee.

Suchbild

Und hier mal ein Suchbild. Ich bin irgendwo auf dem Bild versteckt und wer mich findet gewinnt eine Ueberrachung.

Share
 
No Comments

Posted in Iran

 

freedom is not free

07 Dez
Teheran von oben

Teheran

Teheran

Teheran

Gesetze sind zum brechen da und Plaene zum aendern.  Deswegen bin ich nicht nach Teheran mit dem Fahrrad gefahren und von da ab dann weiter suedlich wie geplant, es waere bei dem Verkehr und den Autobahnen hier einfach nur nervig gewesen.  Statt dessen ging es ueber kleinere Strassen nach Esfahan.  Und Teheran ist jetzt ein Ausflug mit dem Bus.

Teheran ist ein Metropole aus Asfalt und Beton und spielt in der selben Liga wie etwa Kairo oder Mexiko.   Eigentlich ist es nicht viel anders als in den anderen Staedten Irans, nur von der Flaeche her eben viel groesser, 14 Millionen Leute muessen ja auch irgendwo hin.  Breite, mindestens 6-spurige und trotzdem meistens verstopfte Hauptstrassen durchziehen die Stadt, dazu gibts ein paar Hochhaeuser, einen grossen Fernsehturm und alles erscheint mir anonymer als andernorts im Iran.  Im Norden ist die Stadt durch steile hohe Berge begrenzt, die im Winter mehrere sehr stadtnahe (und preisguenstige) Skigebiete bieten.  Zum ersten Skilift kann man fast mit der U-Bahn fahren.  Ein nie enden wollender Verkehr aus Autos, Bussen und Motorraedern laesst einen, wie in diesem Computerspiel Frogger, beim Strasse ueberqueren immer wieder aufs Neue das Leben riskieren.  Wer auch mal herfahren will und schon mal ueben, der kann das einfach hier tun:

Der grosse Vorteil ist, dass die es nach unzaehligen Jahren Bauzeit hingekriegt haben, sich eine U-Bahn zu bauen.  Und so macht das Vorwaertskommen in der Stadt auch wieder Spass, weil die U-Bahn ist schnell, guenstig und unkompliziert.  Normalerweise, wenn man in einer Stadt von A nach B will, muss man am Strassenrand der richtigen Strasse stehen, so dass man zwar nicht ueberfahren wird, aber die vorbeifahrenden geteilten Taxis trotzdem verstehen was man so ruft.  Und muss dann den naechsten groesseren Platz in der richtigen Richtung ausrufen und wenn einer dahin faehrt und noch Platz hat, dann haelt er an und man faehrt eben dahin mit.  Funktioniert prima und schnell, wenn man die Sprache akzentfrei spricht, sich in der Stadt auskennt und weiss wo die Routen dieser Teile langgehen.  Ich bin jedenfalls schon einige Kilometer in den Staedten hier gelaufen.

im Iran-Ebrat-Museum

Ja, die Ausstellung ueber die verschiedenen Foltermethoden ist sehr plastisch. Christen haengen sich sowas sogar noch ins Wohnzimmer!

Ganz spannend fand ich den Besuch in einem ehemaligen Gefaengnis des Schah, in dem auch ordentlich gefoltert wurde.  Das ist vergleichbar mit dem S21 in Phnom Penh oder vielleicht einem der Stasi-Gefaengnisse bei uns, wo man dann so von einem ehemaligen Insassen rumgefuehrt wird.  Nur das die sich hier die Muehe machen die Folterungen noch viel plastischer darzustellen, in dem sie ueberall bluttriefende Wachsfiguren aufstellen.  Darueber haengen dann so Bilder des Schah und seiner Familie, damit auch wirklich der Letzte noch kapiert, wer hier der Boese ist.
Hab von der Fuehrung kein Wort verstanden, aber den Inhalt konnte ich mir ungefaehr denken. Jedenfalls, die Ueberschrift dieses Artikels, „Freedom is not free“ tauchte dann mehrmals mit Neonlicht hinterleuchtet im Museum auf.  Was auch immer sie damit sagen wollen, keine Ahnung, ich finde aber auf jeden Fall ist es ein wunderbares Beispiel fuer Neusprech.
Bedrueckt war ich nach dem Rundgang aber doch, weil meine Zimmer in den Unterkuenften hier, u.a.  in Teheran, aber auch in Esfahan, waren jedes Mal deutlich kleiner als die Knastzellen.

/

Khomeini-Mausoleum

Khomeinis Grabstaette

Etwas ausserhalb steht das Grabmal oder Mausoleum fuer Khomeini.  Ein riesiges Gebaeude, eine der groessten Moscheen die ich bisher hier gesehen habe.  Wirkt aber unfertig und ist vom Nahen nicht sonderlich schoen, Ziegel, Beton und Metallgerueste, sieht aus wie ein halbfertiger Rohbau.  Es wird auch besucht, da waren einige Leute die da so rumbeteten, aber ich hab hier auch schon gefuelltere Hallen gesehen.  Es ist auf jeden Fall nicht so, dass der Typ von allen gehasst wuerde, im Gegenteil.  Zu seiner Beerdigung 1989 kamen 10 Millionen Leute, das war die groesste Beerdigung ever bisher.  Irgendwie hat die Menge dabei den Sarg in die Haende gekriegt und diesen ueber ihren Koepfen weitergereicht.  Dabei ist dann aber irgendwann der Leichnam aus dem Sarg gefallen – das totale Chaos.

Hochtechnologie

technologisch sind die Iraner ganz weit vorn, hier gibts sogar schon MP5-Dateien

Teheran Peace Museum

leider geschlossen

Propaganda

die Aussenmauer der ehemaligen amerikanischen Botschaft (und geheimen CIA-Bunker) zieren verschiedene Propagandakunstwerke

Friedhof Teheran

so siehts hier der Friedhof aus

Metallica-Mostafa

Metallica-Mostafa

Share
 
No Comments

Posted in Iran

 

Esfahan

02 Dez

Esfahan, der Imam-Platz from Michael Lottes on Vimeo.

Moschee

die Sheikh Lotfollah Moschee

Marnan-Bruecke

die Marnan-Bruecke

Taubenturm

Taubenturm, frueher zum sammeln von Guano als Duenger benutzt

Shaking Minarets

die wackelnden Minarette

Das ist doch mal eine feine Stadt.  Grosse Parks, ein Fluss mit einem fuer iranische Verhaeltnisse schick angelegtem Ufer, alte gemauerte Bruecken mit vielen Boegen, baumbestandene Alleen (wer den Pleonasmus findet darf mir einen Doener ausgeben), ein grosser eleganter Platz in der Mitte, ein paar gewaltige Moscheen mit all den Mosaiken und bemalten Fliesen und goldenen Kuppeln wie man sich sowas immer ausmalt, breite saubere Fusswege ohne viele grosse Stolperloecher, also Esfahan ist nicht umsonst eines der touristischen Zentren des Landes, wenn nicht das Touri-Zentrum schlechthin.

Es gibt ne Menge Kram zu besichtigen und es ist auch wieder mal schoen auf andere Traveller zu treffen, fuer mich das erste Mal wieder seit Tabriz vor 3 Wochen.  Viele Leute sprechen englisch, an der Hostelrezeption wird man verstanden und bekommt die Antworten die man braucht und ich hab auch wieder das Vergnuegen ein paar andere Radfahrer zu treffen.  So gestern auch zwei Polen, die ein ganz besonderes Problem haben.  Die werden natuerlich, genau wie ich und alle anderen Traveller, staendig gefragt wo sie herkommen.  Nur das niemand Polen kennt.  Wenn sie sagen Poland, dann fragen die Leute, ah Holland.  Nein Polonia.  Was aus Colombia?

Dafuer gibts auch rings um den Platz eine Menge dieser Tourigeschaefte die so kunsthandwerkliches Zeugs verkaufen, von Schachspielen ueber Miniaturen, natuerlich Teppiche und handgefertigte Tischdecken.  Aber alles noch sehr human, obwohl Tourismus hier kein Fremdwort mehr ist, sind die Leute immer noch freundlich, meistens nicht aufdringlich und man kann sich trotz der ausgebauten Touri-Infrastruktur noch sehr wohl fuehlen.

Witzig ist auch diese eine Sehenswuerdigkeit, die „Shaking Minarets“.  Steht da so ein Grabmal fuer irgendwen rum, dran sind die zwei Minarette.  Und zu jeder vollen Stunde krabbelt da wer in dem rechten Minarett hoch, und zerrt und schiebt in dem Teil, bis der ganze Turm anfaengt zu wackeln.  Und der grosse Witz ist, dass dann durch die Schwingung das andere Minarett auch anfaengt zu wackeln, was man dann merkt, weil da ein paar Gloeckchen dranhaengen die dann rumbimmeln.  Totaler Unfug, aber irgendwie genau deswegen schon wieder lustig.

Behnaz

Behnaz hat Geburtstag (den 22.)

Ich wurde von dieser bezaubernden Frau angesprochen und hab dann den Nachmittag mit ihr und ihren Freunden in einem Restaurant zusammen ihren Geburtstag gefeiert.  Als Geschenke gabs von ihren Freunden ein neues Kopftuch, ist ja ein wichtiges Modeaccessoir hier, Parfum und so ein Kitchbild auf Holz zum an die Wand haengen.  Wir sassen da, assen eine dicke Torte, tranken Tee usw.  Es gab sogar mal einen Handschlag und auch ansonsten einige kurze zufaellige Beruehrungen, etwa kurz mit der Hand auf der Schulter antippen und so was.  Ich hab die ganze Zeit nur an Allah und an seine unendliche Guete gedacht.  Aber nichts da, als der Hosenschlag etwas hochrutschte und ich gerade ueberlegte, ob sie sich wohl die Beine rasiert (den kurzen dunklen Stoppeln ueber dem Knoechel nach sah es so aus), verschwand dieses Stueckchen Haut fuer den Rest des Tages auf Nimmerwiedersehen. 🙁

Deutsch-Lehrbuch

einer der Rezeptionisten bringt sich mit diesem Lehrbuch selber deutsch bei, toll fand ich die Lektion 11 ueber Dresden, u.a. "Der Laden von Guenther Otto"

Fahrer mit Beifahrerin

solche Beifahrerinnen sieht man oefters

Wassertreter

Wassertreter fahren fuer die grossen Jungs

Radweg

Hier gibts sogar einen Radweg! Auch wenn da mehr Motorraeder als Fahrraeder fahren, im taeglichen Stauchaos ist man hier immer noch schneller.

Hydrant

so macht sich ein Hydrant gleich ein bischen nuetzlich

Khomeini und Khamenei

und immer wieder: Die Boehsen Onkelz

Share
 
4 Comments

Posted in Iran

 

das Schweinesystem

01 Dez
Hossein Mussawi

Hossein Mussawi - der haette es jetzt auch sein koennen

Es kommt immer wieder in Gespraechen mit Leuten das Thema auf, dass der derzeitige Praesident, Mahmud Ahmadinedschad, total daneben waere und dass bei den letzten Wahlen ja eigentlich einer der anderen Bewerber, vor allem aber ein gewisser Mir Hossein Mussawi, der bessere Kandidat gewesen waere und eigentlich auch gewonnen haette.  Und wenn der jetzt am Start waere, dann waere alles viel besser.

Mir fehlt da immer ein Stueck Verstaendnis, warum irgendwer annehmen kann, dass ein anderer Obertrollo irgendwas wesentlich anders machen wuerde.  Und hier im Iran fehlt mir das Verstaendnis dafuer vollkommen.

Aber das ist ja nicht nur hier so, sondern auch bei unseren Wahlen und ueberall auf der Welt, erst herrscht grosse Euphorie ueber den neuen Erloeser, danach macht sich allgemein Ernuechterung breit und am Ende sind alle enttaeuscht.  Nur dass bei der naechsten Wahl der Zirkus von vorn beginnt und wieder alle Hoffnungen in den naechsten Eierkopf legen.  Scheint mir eine unendliche Geschichte zu sein.  So lange sich die Leute der immer wieder widerlegten Illusion hingeben, dass ein anderer ihre Probleme loesen wuerde, kann ich dem gemeinen Waehler auch nicht weiterhelfen.

Chatami

Mohammad Chātami - der Ex-Praesident

Egal, vor diesem unsaeglichen Ahmadinedschad gab es im Iran schon 8 Jahre lang einen einigermassen liberalen und weltoffenen Praesidenten, Mohammed Chātami.  Nur leider hatte der keine Chance wirklich etwas zu veraendern, weil die tatsaechliche Macht liegt hier in den Haenden des Waechterrates.  Von dessen 12 Sitzen werden 6 direkt vom Obersten Rechtsgelehrten bestimmt, die anderen 6 Mitglieder werden zwar vom Parlament gewaehlt, aber nur vom Obersten Richter vorgeschlagene und genehmigte Personen.  Und der Oberste Richter wiederum wird auch vom Obersten Rechtsgelehrten ernannt.

Offensichtlich ist also der Oberste Rechtsgelehrte hier der eigentliche Dude.  Dies ist seit dem Tod Khomeinis seit 1989 ununterbrochen ein gewisser Ali Khamenei.  Das ist auch der Typ der neben den ganzen Khomeini-Abbildungen hier einem staendig irgendwo vor den Augen rumhaengt.  Und da koennen die hier waehlen wie und wen sie wollen, wenn dem irgendwas nicht passt, dann entscheidet der wie er Lust hat, ich meine natuerlich streng nach Koran und islamischen Grundsaetzen.

Khomeini und Khameini

Khomeini und Khamenei - die guten Onkels sind staendig und allgegenwaertig praesent.

Der Witz ist dabei, das dieser Khamenei dafuer politisch gar nicht so sehr in Erscheinung treten muss, eher so etwas im Hintergrund steht.  Aber letztendlich ist er und kein anderer „the master of the desaster“.  Und da kann sich die Bevoelkerung hier und die halbe Welt an dem Ahmadinedschad abarbeiteten, der ist letzlich auch nicht viel mehr als der Hauptdarsteller in diesem Theaterstueck.  Vielleicht aehnlich wie Georg W. Bush, nach seinen 8 Jahren Amtszeit wird die Welt zwar wieder ein Stueckchen schlechter sein, aber so ganz kaputt kriegen wird er sie auch nicht.  Der Regisseur und Drehbuchschreiber heisst hier jedenfalls Khamenei!

Nur um deutlich zu machen wie machtlos der Praesident ist:  Von ebenjenem liberalen Vorgaengerpraesidenten, Chatami, wurden 90% seiner Gesetze vom Waechterrat kassiert!  Der Waechterrat bestimmt ausserdem, wer zu den Wahlen ueberhaupt antreten darf.  So wurden zu den letzten Wahlen 2008 von den 7600 Bewerbern um einen Sitz im Parlament nur 4476 ueberhaupt zur Wahl zugelassen, und ich wette die abgelehnten 3124 Kandidaten gehoerten sicherlich nicht zum konservativen Lager.

Kardinal Lehmann

Kardinal Lehmann

Sprich, komme was da wolle, die Mullahs bleiben bei dieser Verfassung fuer immer die Herren im Haus.  Man stelle sich einfach nur vor, in Deutschland gaebe es neben dem Parlament, Parteien und Praesidenten noch so eine Institution aus 12 Bischoefen, die letzten Endes entscheiden, ob die beschlossenen Gesetze Wirklichkeit werden, wer zur Wahl kandidieren darf und ob der Kanzler abgesetzt wird.  Und da die deutschen Bischoefe nun auch nicht unbedingt fuer ihren Humor bekannt sind oder genauer gesagt, ich jedesmal fassungslos dastehe wenn die auch nur den Mund aufmachen, moechte ich mir dieses Szenario lieber nicht genauer ausmalen bzw. kann die armen Iraner wegen dieses Systems einfach nur bedauern.  So lange jedenfalls diese Spassbremsen hier das sagen haben, kann hier politisch nicht viel Vernuenftiges passieren.

Gut, arme Schweine.  Aber wie schon eher geschrieben, das muessen die irgendwie selber hinkriegen und ohne Verfassungsaenderung geht das nicht und die wird natuerlich gleich wieder vom Waechterrat ergo Khamenei kassiert, weils dabei dann natuerlich ganz konkret um die Wurst gaenge.  Sprich der einzige Weg aus der Misere ist eigentlich nur hier mal ganz grundsaetzlich aufzuraeumen.  Ist aber nicht leicht, weil der Oberste Heini sich natuerlich streng auf den Islam beruft und sicherlich alles ganz religionswissenschaftlich fundiert begruenden kann, sprich wer gegen ihn aufsteht, steht ja gleich gegen den ganzen Islam auf und das ist in so einem tiefglaeubigen Land auch nicht unbedingt eine Empfehlung fuer einen sicheren Beamtenposten.  Womit mal wieder von allerfeinsten bewiesen waere, das Religion Opium fuers Volk ist, aber das ist ja ein alter Hut.

wohlfeile Spruch

wohlfeile Sprueche gibts immer passend zum Thema

Vielleicht brauchen die hier erstmal eine Art Reformislam, irgendeinen Martin Luther, der auch mal eine andere Denke innerhalb des Glaubens ermoeglicht.  Irgendein moderner Islam, der es einem erlaubt, trotzdem glaeubig sein zu koennen, ohne gleich jeder Entscheidung des Obermuftis ohne Zweifel zustimmen zu muessen.

Andererseits waechst hier eine sehr reformwillige Jugend heran, 70% der Bevoelkerung sind juenger als 30 Jahre, und vielleicht eruebrigt sich so manches Problem, wenn ein paar der alten Kader einfach aussterben.  Weil, jedenfalls insoweit ich das beurteilen kann, hier so ziemlich alle den ganzen Kram maechtig satt haben und ich bisher niemanden getroffen habe, der das System oder die Regierung auch nur mit einem Wort gelobt haette oder denen wenigstens neutral gegenueber gestanden haette.  Das muss aber nichts heissen, weil natuerlich treffe ich auf eine bestimmte Sorte Leute und das ist sicher, leider, kein repraesentativer Querschnitt.

Share
 
1 Comment

Posted in Iran